Die Nethe im Januar: Ein spritziger, hindernisreicher Parcours
Thomas, als Initiator und Fahrtenleiter der Tagesfahrt, Bernd und Edgar trafen sich an einem winterlich trüben Samstag am vorgesehenen Paddelziel, der „Nethekampfbahn“ am Ortsrand von Amelunxen (Stadt Beverungen).
Nach Umladen eines Kajaks bleibt das Umsetzungsfahrzeug vor dem Vereinsheim des TUS Amelunxen stehen. Es geht weiter im zweiten Auto zur Einsatzstelle nach Siddessen (Stadt Brakel), wo unterhalb des Pegelhauses am Ortseingang und dem ersten Holzverhau des Tages eingesetzt wird. Spritzig geht es auch gleich beim Einstiegen los, ein „Raketenstart“ von einer fast senkrechten Steilböschung ist hier erforderlich. Gleich danach wird die B 252 unterfahren, auf der Siddessen gut erreichbar ist. Von links kommt hinter der Straßenbrücke die Öse hinzu, einer von vielen Nebenbächen der Nethe (u.a. Brucht, Sieksbach, Aa, Vogelsangbach) die alle sicherlich sehr schnell für viel Zuschusswasser und stark steigendem Wasserstand sorgen können.
Gefahren wird an diesem Tage bei optimalem Pegel von 1,61m (Pegel Ottbergen). Im ersten Drittel der 24km langen Tour ist sechsmaliges Umtragen von sehr hohen Holzverhauen notwendig. Glück haben die Drei am Wehr in Rheder, wo das Wehr und eine mächtig aufgetürmte Schwemmholzsperre gleichzeitig umtragen werden können. Jedoch folgen die notwendigen weiteren Ausstiege teilweise recht dicht aufeinander, so dass ein Vorankommen, trotz der ständigen flotten Strömung, hier mühsam ist und es langsamer voran geht.
Die vielen Treib- und Schwemmholzsperren sowie die umgestürzten Bäume machen ein sehr konzentriertes Fahren und eine niveauvolle „Kleinflusstechnik“ (mit Sägeeinsatz) und komplette WW-Ausrüstung erforderlich. Trotzdem werden die schönen Häuser und Anwesen am Netheufer wahrgenommen (z.B. Husarenmuseum Schloß Rheder, einzelne Fachwerkhäuser). Bis Beller schließt sich ein eher geringer mäandierender Flusslauf an, der jedoch auch noch einige Hindernisse in Form von Treibholzverhauen und querliegenden Baumstämmen aufweist. Das Schottwehr in Bruchhausen wird umtragen. Ein Schott ist zwar aufgezogen, jedoch erscheint die Durchfahrtshöhe zu niedrig, zumal die Unterkante des Schotts abgebogene, nach außen stehende Blechkanten aufweist und das Wasser den Höhenunterschied zum Unterwasser rasend schnell und mit viel Druck hinabstürzt. Der gesamte Niveauunterschied zwischen Nethe und Mühlgraben wird abschließend direkt unterhalb der folgenden alten Straßenbrücke durch ein Stufenwehr überwunden. Alle Wehre (Ausnahme blieben die Wehre Rheder und Bruchhausen) können nach Besichtigung vom Boot aus gefahren werden. Die erlebnisreiche Fahrt auf dem Wasser kann nach fünf Stunden in einem kleinen Kehrwasser unterhalb der Straßenbrücke vor dem Sportplatz Amelunxen beendet werden.
Erwähnenswert sind die unterwegs entdeckten sicherlich sehr alten Steinbogenbrücken (z.B. u.a. in Erkeln, in Hembsen), die heute noch zur Querung der Nethe dienen. Imposant auch die Ottberger hohe Eisenbahnbrücke in Stahlfachwerkbauweise. Unter ihr befindet sich der Ottberger Pegel. Der Vorgänger dieser Brücke war eine Steinbogenbrücke. Sie musste 1909 nach Zerstörung durch Nethehochwasser ersetzt werden! Wieviel Hochwasser die Nethe um Weihnachten 2023 bereits geführt hat, zeigen auf der Paddeltour die teilweise sehr verbarrikadierten und hohen sowie zahlreichen Treib-und Schwemmholzhindernisse. Auch große vorbereitete Ausbaggerungen für den Hochwasserschutz lassen darauf schließen, dass die Nethe sehr schnell sehr 'temperamentvoll' werden und der Schwierigkeitsgrad sich dadurch auch rasant ändern kann...
Fazit: Munterer, schnell fließender Wiesenfluss, der nur bei idealen Wasserständen Sommers wie Winters in entsprechenden Booten mit Helm und Schwimmweste in Kleingruppen befahren werden sollte. Dann kann das Paddeln hier richtig Spaß machen.
Edgar Schulz