Es sollte eine meinere üblichen Feierabendtouren werden: Entspannt von Liethe zum Kanal und wieder zurück.
Doch schon wenige Meter nach dem Einstieg war klar: Diese Tour wird anders. In Flussmitte trieb mir ein großer Packsack entgegen. Ich schob ihn ans Ufer. Ein Blick durch den Reißverschluss des Baumwollsacks zeigte Zeltbahnen und Zubehör. Ich sicherte den Sack am Ufer (leider bekam ich ihn aufgrund seines Gewichts am Steilufer nicht aus dem Wasser - das sollte sich ncoh rächen. Erstmal setze ich die Fahrt fort. Als nächstes trieb ein sperriger Bootswagen in der Leine, auch diesen sicherte ich im Uferbewuchs. Es folgte ein Ortliebsack und wenig später eine Umhängetasche. Es war klar: Hier ist jemand gekentert und hat sein komplettes Gepäck verloren. Weiter ging die Fahrt bei schönstem Wetter die Leine hinauf. Der Wasserstand war vom Wochenende schon wieder deutlich gesunken, so dass die Fahrt eigentlich recht nett wurde. Es blieb die dauernde Erwartung hinter jeder Kurve das gekenterte Boot und den oder die dazugehörenden Paddler zu finden. Doch erst unterhalb der A2 (also 10 km weiter oben) gab es wieder Zeichen: viele originalverpackte Lebensmittel. Da ich für diese keine Staukapazitäten hatte, habe ich sie treiben lassen, vielleicht ließen sie sich auf dem Rückweg einsammeln. Längst war klar, dass ich den Kanal an diesem Tag nicht mehr erreichen konnte, ich fuhr dann aber doch nach der Autobahnbrücke noch weiter, um wenigstens bis auf die Höhe vom blauen See zu kommen. Doch kurz nach der Autobahn stieß ich auf das gekenterte Boot, ein Polyester-Canadier ohne jeden Auftriebskörper, gefangen an einem Baum, in dem sich eines der Seile verfangen hatte. Das Boot war bereits zum größten Teil vollgelaufen. Ein Verbleib über Nacht hätte zwangsläufig zum Sinken geführt. Aufgrund der starken Strömung in der Kurve ließ sich das Boot allerdings auch nicht einfach befreien, ein Aussteigen war ebenfalls nicht möglich. Ich schnitt das Seil durch und mühte mich dann damit ab, das schwere vollgelaufene Boot in ein Kehrwasser zu ziehen. Immer wieder ging es dabei in Verwirbelungen komplett unter. Immer weniger tauchte es wieder auf. An der noch fast komplett überspülten Kiesbank hinter der A2 habe ich das Boot dann ans Ufer bekommen, mit etwas Mühe ausgeleert und in Schlepp genommen. Von Nutzern nach wie vor keine Spur. Bis zum Ausstieg in Liethe habe ich dann die auf der Hinfahrt gesicherten Gepäckstücke eingeladen (wobei der Baumwoll-Zeltsack mittlerweile sol vollgesogen war, dass ich ihn vom Kajak aus kaum noch heben konnte...).
Am Ausstieg habe ich dann festgestellt, dass in dem Umhängebeutel persönliche Papiere waren. Mit dieser Info habe ich die Polizei Wunstorf angerufen. Dort war eine größere Rettungsaktion an der Leine im Laufe des Tages bereits bekannt. Zur Sicherung der Wertsachen sollte aber ein Streifenwagen kommen. Abends rief mich die Polizei dann noch einmal an, um mir mitzuteilen, dass der Fahrer mit leichten Unterkühlungen aber sonst unverletzt gerettet worden war.