Vorsaison im Paradies - Dalsland (Schweden) Juni 2008
Samstag 31. Mai:
Um neun Uhr konnten wir starten. Heißes Sommerwette lockte in den kühlen Norden. Doch schon in Hamburg war die lustige Fahrt zu Ende. Für die 2 Kilometer ums Maschener Kreuz haben wir über eine Stunde gebraucht, nur um gleich anschließend noch einmal zehn Kilometer Stop and Go zu fahren. Damit war meine Hoffnung, noch am Abend anzukommen, dahin. Gegen 21:30 waren wir in Göteborg und beschlossen, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Dabei entdeckte ich direkt an der E6 einen kleinen Elch, den Petra im Vorbeifahren dann auch noch erkennen konnte. Im Svartdalen fanden wir einen kleinen Parkplatz und ließen uns ins Bett fallen.
Sonntag 1. Juni:
Bei meinem morgendlichen Pinkelgang konnte ich einen Buntspecht beobachten, der kurz vor mir durch den Wald flog und mehrfach an nahen Bäumen sitzen blieb. Vom Auto aus sahen wir außer zahlreichen überfahrenen Dachsen auch einen lebenden Fuchs. Gegen 11 Uhr erreichten wir (endlich) den Friluftsgard am Laxsjön. Dort beluden wir unser Boot und waren kurz nach 12 auf dem Wasser. Wunderbare Ruhe, strahlende Sonne (fast ein wenig zu warm) - einfach wunderbar! Doch der Start war nicht so einfach. Nach vier Kilometern ereichten wir die erste Schleuse - sie konnten wir unter einer kleinen Brücke im Boot umfahren. Doch dann ging es richtig zur Sache: In Dals Langed gibt es vier Schleusen, die sonntags nur für die Berufsschifffahrt bedient werden. Also gleich wieder das ganze Gepäck ausladen und tragen. Auf dem ersten Abschnitt konnten wir nicht mal den Bootswagen einsetzen, weil wir eine steile Treppe überwinden mussten. Beim Umfahren der zweiten Schleuse ist das Boot samt Bootswagen umgekippt. Dabei haben wir uns eine kräftige Delle geholt, die aber zum Glück nicht durch geht.
Erschöpft steigen wir nach ca. 1 ½ Stunden Plackerei wieder ein. Bei leichtem kühlenden Gegenwind geht es uns auf dem Wasser gleich wieder besser. An der nächsten Schleuse hoffen wir zunächst, mit dem Passagierschiff schleusen zu können. Da das Schiff aber passend zu den Schleusen gebaut wurde, müssen wir wieder schleppen. Für den ersten Tag eine mächtige Leistung! Als wir auf den ersten geplanten Kanu-Rastplatz zufahren, sind dort von weitem Leute zu erkennen. Zum Glück legen sie ab, als wir uns nähern. So sitzen wir nun in der Abendsonne am Ufer und genießen die Stille.
Montag 2. Juni:
Nach den üblichen Sonnenuntergangsfotos waren wir früh schlafen gegangen. Vorher haben uns noch zwei Kajakfahrer beim abendlichen Konditionstraining umrundet. Gut erholt bin ich schon um sechs Uhr richtig munter. Deutlich später, wenn auch immer noch früh, kommt Petra. Voller Hoffnung, dass ab heute (Montag) die Schleusen ja wieder in Betrieb sind, machen wir uns auf den Weg. Die erste Schleuse konnten wir wieder bei leichter Strömung umfahren. Dahinter begrüßen uns zwei Kanadagänse am Ufer. Auf dem fast windstillen See, bemühen wir uns, die Schatten des linken Ufers auszunutzen, da die Sonne schon wieder kräftig brennt. Wir erreichen das Schleusen- und Kataraktsystem von Häverud. Meine Erkundigung im Touristbüro ergibt, dass die Schleusen erst am 10. Juni in Gang gesetzt werden. Bis dahin müssen wir also noch eine Woche tragen. Mit geringer Begeisterung, aber deutlich verbesserter Übung machen wir uns an die Arbeit. Nach der ersten Schleuse laden wir das Gepäck wieder in den Kanadier und treideln über die Kanalbrücke. Der Katarakt darunter wird gerade zurückgefahren. Während meiner Erkundung stützten beeindruckende 6-8 m3 hinunter und bescherten ein lockendes Wildwasser IV. Als wir mit dem Tragen fertig sind, läuft gerade noch ein Rinnsal ab. Petras Aufnahmen waren irgendwo dazwischen. Die zweite Schleuse müssen wir auf einer Treppe umheben. Ab dann konnte immerhin der Kanadier wieder auf dem Bootswagen rollen. Erst hinter der 3. Schleuse ist der Weg eben und breit genug, um auch das Gepäck wieder einzuladen. Eigentlich wäre es Zeit für eine Mittagspause. Da die Wiese am Steg aber voller Gänsekot ist, setzen wir die Tour bis zur nächsten Schleuse fort. Auf dem Weg dorthin sehen wir einen Fischadler. Offenbar wurde er von einer Möwe in seinem Horst angegriffen. Am Ende de Umtragestelle erwartet uns ein Tisch, an dem wir gemütlich unsere Mittagsbrote verzehren. Der geschmolzene Käse sieht schlimm aus. Er ist zu einer kräftigen aber leckeren Mischung zusammengelaufen. Gut gestärkt starten wir zur nächsten Schleuse. Dort begrüßt uns eine Ringelnatter im Wasser. Erstmals müssen wir eine Schleuse aufwärts umtragen. Den südlichsten und den tiefsten Punkt der Tour haben wir überschritten. (Dabei sind wir fast bis an den Vänern-See herangefahren). Erstaunt stellen wir fest, dass wir beide das Gefühl haben, schon lange unterwegs zu sein. Dabei sind wir wirklich erst gestern gestartet! Eigentlich will ich noch bis in den Årr fahren. Doch nach der Umtragerei und der Hitze sind wir müde und bleiben am Rastplatz 97 auf Sinäset. Ein leichter Wind hält uns die Mücken fern. Ich kann ein erfrischendes Bad im recht kühlen See nehmen und genieße nun die Ruhe beim Tee. Petra hat sich erst mal hingelegt.
Dienstag, 3. Juni:
Gestern wurde uns zum Tagesabschluss ein nicht endender Sonnenuntergang direkt ins Zelt präsentiert. Wie hatten wieder nur das Innenzelt als Insektenschutz aufgebaut und konnten durch die Mückengitter direkt aufs Wasser sehe. Ein herrlicher Ausblick, ergänzt durch das Geschrei der Prachttaucher auf dem Wasser. Trotz aller Begeisterung müssen wir leider irgendwann schlafen. Mit einem Paar Socken habe ich diese Nacht auch nicht mehr gefroren. Am Morgen weckt uns wieder herrlicher Sonnenschein mit leichtem Wind. Mit etwas banger Erwartung fahren wir los: Am Ende des Sees erwartet uns eine Schleuse, die gar nicht mehr in Betrieb sein soll, wenig später eine 3,5 Kilometer lange Umtragestrecke. Als wir die Schleuse anfahren, kommt ein Rentner aus seinem Haus, der uns anbietet, uns kostenlos zu schleusen, weil wir so viel Gepäck hätten. Die Saison hätte zwar noch nicht angefangen, aber er sei ja ohnehin da. Offensichtlich freut er sich, dass wieder Bewegung in den Kanal kommt. Wir seien das erste Boot dieses Jahres. Und dabei sind wir schon mitten im heißen Sommer! Später lese ich, dass dies die letzte handbetriebene Schleuse im System ist. Naja, diese Route ohne Schleusenbetrieb ist schon etwas extravagant. Wir genießen die Ruhe (Das Umtragen der Schleuse wäre auf dem schmalen Weg sehr mühsam gewesen). Der nächste stille See ist leider nur 6 Kilometer lang, so kommen wir gerade zur Mittagszeit an den schwersten Abschnitt dieser Ecke. Wir finden den gut ausgeschilderten Weg, können sogar den Bootswagen an einer Rampe im Wasser unter das immer noch schwer beladenen Boot schieben, dann geht es los. 56 Höhenmeter sind nebenbei auch zu überwinden. Zunächst kommen wir gut vorwärts. Doch ab Ortseingang Fengersfors wird der Weg immer steiler. Vor dem ICA ist eine Tankstelle, leider finden wir keine Druckluft, um die Räder des Bootswagens etwas zu verstärken. Erschöpft erreichen wir den Wiedereinstieg an einem Badeplatz und genießen unsere Mittagsbrote. So gestärkt gehe ich noch mal zum Laden zurück (als wir vorbei kamen, war gerade Mittagspause) und erstehe zwei Flaschen Mineralwasser., Filmjölk und einige Bananen. Auf dem See machen wir uns früh auf die Suche nach einem Platz, weil wir sonst noch eine weitere lange Umtragestelle bewältigen müssten. Die ersten Kilometer sind dicht mit Ferienhäusern bebaut. So beginnen wir auch die Buchten auszufahren. Dabei entdecken wir einen Elch, der sich bald ins Dickicht verzeiht. Nachdem wir zweimal im Zickzack den See überquert haben, finden wir wieder einen Traumplatz - diesmal nicht als Rastplatz eingerichtet, obwohl wir auch an diesem Platz Vorgänger hatten, wie eine Feuerstelle beweist. Ich genieße ein kurzes Bad im mittlerweile recht angenehmen Wasser. Danach sitzen wir lesend im Halbschatten. Erholung pur!
Mittwoch 4. Juni:
Auch in dieser Nacht war mir recht kühl! Beim nächsten Mal nehme ich doch wieder den wärmeren Schlafsack mit. Dafür wird es tagsüber schnell wieder warm, obwohl wir auf der Ostseite gezeltet haben. Nach einem genussvollen Frühstück fahren wir los. Wenig später müssen wir unter einen recht niedrigen Brücke hindurch in einen hübschen kleinen Moorsee. Auch hier gibt es nur wenig Mücken! Am Ende dieses Sees erwartet uns die erste Umtragestelle dieses &Tages, d.h. eher erwarten wir sie. Der Weg ist für uns nicht vorbereitet. Durch hohes Gras mit Blumen suchen wir uns den Weg zur Straße. Wie gut, dass wenigstens am Ufer ein Hinweisschild angebracht ist. Am Ende des Ortes findet gerade eine Verkehrskontrolle statt. Leiden haben die Polizisten auch keine Pumpe dabei. Wir setzen in den Edslan ein und durchpaddeln diesen zügig nach Norden. Dort signalisieren zwei leere Wasserflaschen am Ufer den Ausstieg. Ein kleiner Waldweg führt steil nach oben. Ich erkunde ziemlich weit, bis ich an einer Querstraße Hinweisschilder zum Umtragen finde. Also an die Arbeit. Mittlerweile sind wir schon gut eingespielt. Ich bringe die schweren Teile bis ans Ende des Waldwegs. Bis dahin können wir den Rest mit vereinten Kräften auf dem Bootswagen ziehen. Dann kommen auch die schweren Teile dazu und wir schleppen zum zweiten mal 1,5 Kilometer. Am Ende werden wir durch einen zusätzlichen, auf der Karte nicht eingezeichneten Rastplatz überrascht. Dort stärken wir uns mit einem guten Mittag. Während Petra anschließend einige Blümchen fotografiert, entdecke ich Tausende von Kaulquappen bei Formationsschwimmen - ein mächtiges Gewimmel. Zum Teil schwimmen sie im Kreis hintereinander her. Fasziniert versuchen wir beide, davon Aufnahmen zu machen. Mit etwas Mühe finden wir dann eine Lücke, durch die wir unser Boot für die nächste Wasseretappe einsetzen können. Von den 16 Kilometern, die wir heute fahren, sind nur 12,5 auf dem Wasser. Wasserwandern eben. Der Limmen hat mir mit seinen Buchten und Inseln besonders gut gefallen. Viel zu schnell ist auch er zu Ende. Die dritte Umtragestelle ist nur 450 Meter lang und das fast durchweg bergab. Das lohnt ja kaum... Immerhin werden wir dabei unseren Müll noch los. Der Suleviken verbindet mehrere schmale Arme und Buchten zu einem sehr hübschen Abschnitt. Wir finden den angesteuertren Rastplatz und haben gerade den ersten Tee fertig, als wir von zwei weiteren Deutschen überrascht werden, die auch hier bleiben wollen. Es scheint, wir haben das Hauptgebiet erreicht. Hoffentlich bleibt das jetzt nicht so!
Donnerstag, 5. Juni:
Der erste umtragefreie Tag. Trotz der abendlichen Cirruswolken beginnt der Tag wieder windstill bei blauem Himmel. - Lange vor unseren Nachbarn sind wir beim Frühstück und dann auch bald auf dem Wasser des Östra Silen. Dieser See hat viele Buchten, Inseln und Nebenarme. Wir beginnen den Tag mit der Umrundung zweier Inseln vor dem Übernachtungsplatz, dann geht es einen fjordähnlichen Abschnitt nach Norden. Immer wieder begleiten uns Prachttaucher auf dem Wasser. Als wir den Hauptsee erreichen, hat sich auch die leichte Morgenbrise gelegt und wir blicken auf viel Quadratkilometer spiegelglattes Wasser. Immer wieder ragen einzelne Felsen heraus oder tückisch bis knapp unter die Wasserlinie. Wir fahren mehrere buchten aus, immer in der Hoffnung außer den Burgen auch mal einen Biber zu sehen zu bekommen. Doch ihnen wie den Elchen ist es heute wohl zu warm! Mittag gibt es heute mal pünktlich auf einem schönen, schattigen Uferplatz. Immer wieder tun sich nach schmalen Durchfahrten weite Seearme auf bis wir den Nordostzipfel des Sees erreichen. Dort ist ein schöner Lagerplatz, aber da es noch früh ist, wollen wir versuchen, in der Nähe einen ebenso schönen wilden Platz zu finden, um diese Nacht auf jeden Fall wieder unsere Ruhe zu haben. Doch nachdem wir mehrere Inseln vergeblich umrundet haben, kehren wir zu dem Platz zurück - auch weil außer uns weit und breit kein Boot auf dem See zu erkennen ist. So spät ist es unwahrscheinlich, dass sich noch jemand auf den Weg macht. Erst als wir gerade zum Waschen im Wasser stehen, tuckert das Motorboot zweier Angler an uns vorbei. Bei einem Becher Tee könne wir darüber nur lachen.
Freitag, 6. Juni:
Heute Nacht war ich endlich ausreichend warm. Dafür ist dann allerdings der ganze Tag für unseren Geschmack zu heiß. Bei wenig Wind und klarem Himmel zeigt das Thermometer ab Mittags über 30° im Schatten. Eigentlich wollten wir den ganzen Nordwestarm des Östra Silen erkunden, doch schließlich sind wir am Nachmittag froh, den Rastplatz erreicht zu haben. Vielleicht reicht die Kraft nachher für eine Nachtfahrt? Jetzt sitze ich nackt im Schatten auf einer kleinen Insel. Bei der ersten Badeaktion habe ich sie einmal komplett umschwommen. Ich schätze, dass der Umfang knapp an den Kilometer heranreicht, den ich sonst im Hallenbad geschwommen bin (das in diesem Jahr fehlende Wintertraining habe ich jedenfalls gemerkt). Petra liegt auf ihrer Isomatte und wartet auf die kühle Nacht. Bei ihrer Baderei wurde sie wieder von einem Motorboot überrascht. Obwohl unsere Vorräte an Obst und frischem Gemüse langsam zu Ende gehen, werden wir noch bis Montag die Buchten und Inseln dieses schönen Sees erkunden. Ab nächster Woche müssen wir ja auch die Schleusen nicht mehr umtragen. Hoffentlich wird es dadurch nicht schlagartig voller auf den Seen! Es ist so wunderbar ruhig!
Samstag, 7. Juni:
Da es uns gestern zu warm war, sind heute etwas früher aufgestanden und sind schon vor neun Uhr auf dem Wasser. Als erstes geht es auf der Schattenseite des Nordwestarms weiter nach Norden. Ob uns da jemand glaubt, dass wir in Schweden Morgens um neun den Schatten suchen? Durch die Ufernähe sehen wir mehr als sonst, das gefällt uns gut, auch wenn dadurch die Wege weiter werden. Eine Möwe lässt sich auf ihrem Nest fotografieren und wenig weiter posieren drei Kanadagänse auf einem Felsen in der Morgensonne. Hinter einem kleinen Ort erreichen wir eine noch kleinere Brücke. Leider ist daran en Schild, dass das Weiterpaddeln unerwünscht ist. So kehren wir um und erreichen, diesmal auf der Sonnenseite, die Insel, von der wir gestartet sind. Wo immer möglich legen wir eine Pause im Schatten ein, doch mittlerweile steht die Sonne so hoch am wolkenlosen Himmel, dass wir dazu wenig kommen. Schon Mittags belegen wir eine Insel (Södra Krogholmen), um dort über Nacht zu bleiben. Mit dem Wochenende hat sich die Zahl der Kanufahrer erhöht. Mit gelegentlichem Baden und viel Lesen im Schatten verbringen wir einen sehr entspannten Tag, den wir heute tatsächlich mit einer abendlichen Kanutour beenden wollen. Um uns herum fliegt ein Buntspecht, doch obwohl wir ihm beide schon mit der Kamera in der Hand gefolgt sind, haben wir ihn (noch) nicht erwischt. Im Laufe des Tages bilden sich einzelne Wolken, doch jetzt ist alles wieder strahlend blau. Nach dem Abendchili brechen wir ca. 19:15 zu unserer Abendfahrt auf. Ein langer schmaler Arm zieht sich von unserer Zeltinsel nach Norden. Wir beginnen mit der Schattenseite und schrecken schon nach wenigen Metern einer Biber auf. In dem ganzen Arm sehen wir immer wieder welche! Auch viele Schweden treten Abends aus den Dünen (um zu baden). Der Wind lässt wie jeden Abend nach und wir bekommen in der Abendsonne herrlich klare Spiegelbilder der Uferlinie, ihrer Felsen und Bäume. Erschöpft aber sehr zufrieden erreichen wir mit dem Untergehen der Sonne gegen 21:30 unser Zelt. Wieder haben wir uns das Überzelt gespart und blicken in die abendlichen Bäume. Richtig dunkel wird es kurz vor dem Mittsommer ohnehin nicht.
Sonntag 8. Juni:
Wieder werden wir von herrlichem Sommerwetter geweckt. Schon früh verlasen wir die gastliche Insel, um durch die Schleuse von Krogfors in den Västra Silen zu wechseln. An der Schleuse gibt es einen Weg zum Umkarren. Wir können auf beiden Seiten mit dem Bootswagen ins Wasser, so geht es recht leicht. Da wir Morgen zum Einkaufen wollen und erst übermorgen wieder eine Schleuse erreichen, war das hoffentlich die letzte zum Umtragen. Der Västra Silen gefällt uns nicht so gut, er ist einfach zu groß. Dazu nimmt auch der Süd-West-Wind immer mehr zu. Bald wird es sehr mühsam das Boot auf Kurs (ich) und vorwärts (Petra) zu bewegen. Kurz vor unserem Ziel erreichen uns dann die ersten Wellen, deren Schaumkämme ins Boot schlagen. Wir fahren in einen kleine Bucht, in der Ansicht, dort auf einen Rastplatz zu treffen. Diesen finden wir nicht, jedoch eine hübsche kleine Wiese, auf der wir bleiben. Im Windschatten verbringen wir den Tag mit Lesen und Schlafen. Zum Abendessen gibt es erst mal ein Globetrotter-Fertigmenü: Elchragout. Schmeckt ganz gut, ist uns aber zu wenig. Im Laufe des Nachmittags zieht sich der Himmel zu. Es bleibt aber trocken und auch der Wind lässt wieder nach.
Montag 9. Juni:
Die Wolken haben sich über Nacht verzogen. Am Morgen lacht uns die Sonne wieder; allerdings ist es immer noch recht windig. Da der Wind auf Nordwest gedreht hat, erwartet uns ein mühsamer Vormittag auf dem Weg nach Norden. Wir kommen sehr früh los (8:30) und erreichen Årjäng kurz vor Mittag. Bis zu einem Supermarkt müssen wir recht weit laufen, eine Touristinfo fanden wir gar nicht, auch keine Tankstelle. Vermutlich hätten wir die Einkäufe also genauso gut in Gustavsfors erledigen können.... Naja, so haben wir einen langen Paddeltag (28 Kilometer!) und der Rückweg nach Süden gestaltet sich leichter, weil wir im Windschatten des Westufers bleiben. Erschöpft aber zufrieden erreichen wir Fagerön, wo uns ein Platz und viel Aussicht erwartet, da die Bäume zumindest auf dem südlichen Tei der Insel weitgehend abgeholzt sind. Am Abend zieht sich der Himmel dunkel zu, doch die Wolken werden einfach über uns weggeblasen. Vermutlich haben sie ihre Last auf der norwegischen Seite abgeworfen. Wir genießen einen leckeren Zwiebelreis und sortieren anschließend unsere neuen Vorräte ein. Sobald der Wind nachlässt, tauchen Mücken auf - und Petra im Zelt unter. Ich genieße noch eine Weile die frische Abendluft. Bei einem abendlichen Inselrundgang gelingt es mir heute doch noch, nahe genug an einen Buntspecht heranzuschleichen, um ihn aufzunehmen (leider etwas verwackelt).
Dienstag, 10. Juni:
Beim Aufwachen der bange Blick aus dem Zelt: hat der Wind ausreichend nachgelassen? Vom Klang her nicht - und auch der Blick in die Bäume macht deutlich: So kommen wir heute nicht weit. Immerhin die 500 Meter von unserer Insel bis an das schützende Westufer sollten klappen und dann kommen wir halbwegs geschützt bis zur Schleuse von Gustavsfors. Nach dem langen Tag gestern brauchen wir heute beide lange, um in die Gänge zu kommen. Im Sonnenschein vor der Hütte genießen wir ein ausgiebiges Frühstück. Bei Beladen bekommt Petra kalte Füße: der Wind hat das in den letzten Tagen angewärmte Oberflächenwasser wieder gut untergerührt und sie muss das Boot wegen der Wellen beim Beladen vom Ufer abhalten. Auch meine Badezeiten sind wieder kurz geworden. Der Wind hat sich dem Kanal angepasst. So müssen wir uns jeden Meter der heutigen Etappe hart erpaddeln. Trotzdem bleiben fürs Fahrtenbuch nur 8 Kilometer. In Gustavsfors werden wir das erste Mal regulär geschleust (gegen Gebühr). Anschließend gehen wir noch einkaufen und erwerben endlich (auch rückwirkend) eine Berechtigung, um die Kanurastplätze nutzen zu dürfen. Noch in sichtweite des Ortes erreichen wir einen Rastplatz, auf dem wir zunächst zur Mittagspause anlegen, in der Hoffnung, dass de Wind am Nachmittag nachlässt. Tut er aber nicht. So stehen wir jetzt immer noch hier. Zum Abschluss ist es mir eben gelungen, einender Prachttaucher (Lommen) so nach zu fotografieren, dass auch die Zeichnungen am Hals gut zu erkennen sind.
Mittwoch 11. Juni:
Sonne und sanfter Wind locken mich früh aus dem Zelt. Nach dem erzwungenen Ruhetag gestern bin ich voller Tatendrang. Dabei vergesse ich, das Mückengitter zu schließen und durch diesen Bio-Wecker folgt Petra bald nach (sonst hätte sie die Sonne aus dem Schlafsack getrieben). Kurz vor 9 ist alles im Boot verstaut und wir sind auf dem Weg. Auf dem Lelång sind noch immer einzelne Schaumkämme zu sehen und so steuere ich erst einmal einen Kurz gegen den Wind ans West-Ufer. Da wir aber auch dort noch Wind von vorne haben, wechseln wir in der nahen Kurve des Sees wieder nach Osten und arbeiten uns dort langsam nordwärts. Beim Ausfahren einer Bucht auf der Suche nach der Umtragestelle, entdecke ich am Ufer ein Reh, das ich jedoch zunächst für einen großen Hund halte. Erst als es in großen Sprüngen im Unterholz verschwindet, können wir es besser erkennen. Vor der Umtragestelle kommt uns ein Kanadier entgegen, den wir als Signal für den richtigen Weg begrüßen. Auf einer guten Straße karren wir unser Boot um. Allerdings nicht 800 Meter, wie laut Karte, sondern ca. 1800 Meter. Am Ziel breiten wir uns zur Mittagspause aus. Allerdings müssen wir schnell wieder alles aus dem Weg räumen, weil uns eine große Gruppe mit 41 Personen entgegenkommt. Eine Klassenfahrt zum Ende des Schuljahres. Wir bedauern die Lehrer und sitzen grinsend über unseren Broten. Naja, bald wird es mir ähnlich gehen! Durch einen Schilfkanal geht es in den Nedre Blomsjön, auf dem uns eine weitere Gruppe entgegenkommt. Auf dem angesteuerten Rastplatz sind wir allein. Ein Paar in einem Faltboot spricht uns auf Englisch an und lässt sich den Weg beschreiben. Aus dem Akzent hören wir die Deutschen heraus und geben uns am Ende lachend zu erkennen. Durch den wind hat sich auch die Luft merklich abgekühlt. Das Thermometer zeigt nachmittags nur noch 14°. Petra verzieht sich ins Zelt. Ich packe meine Jacke aus. Über unserem Zelt brütet in einem Bauchloch ein kleiner Vogel mit roter Brust und schwarzem Kopf, den ich aber im Bestimmungsbuch nicht finden kann. Vielleicht sehe ich ihn Morgen früh noch mal. Kurz nachdem das zelt stand, überraschte uns ein kurzer leichter Schauer, doch abends ist der Himmel wieder klar und ich sitze lange im Sonnenuntergang am Wasser.
Donnerstag, 12. Juni:
Nach einer kalten Nacht bin ich um 7 zum Frühstück aufgestanden. Für die nächste Nacht brauche ich wohl noch wärmere Klamotten. Ich dachte wir fahren in den Sommer! Bis Petra dann auch aus dem Zelt kommt, hat sich der Himmel wieder teilweise zugezogen. Da die Strecke heute nicht so lang ist, lassen wir uns Zeit und fahren wieder Buchten aus. Trotzdem kommen wir schneller als erwünscht an die erste Umtragestelle. Ein steiler, wurzelreicher Waldweg will mit dem Boot bezwungen werden. Ich trage erst einmal die schweren Teile einzeln hinauf. Dann schnallen wir das Boot auf und schaukeln los. Vorne ziehen schein entschieden die angenehmere Tätigkeit zu sein - jedenfalls bekommt Petra hinten mehrfach schmerzlich en Süllrand ans Bein. Oben angekommen könne wir unseren Müll entsorgen und dann mit dem Kanadier auf dem Bootswagen ins Wasser. Der Övre Blomsjö ist noch kleiner als der Nedre. Auch hier erkunden wir eine lange Bucht und schrecken dabei ein Fischadlerpaar vom Nest auf. Sorry für die beiden. Zurück in der Hauptlinie des Sees erwartet uns schon die lange Umtragestrecke dieses Tages. Zunächst müssen wir quer durch einen Schilfgürtel zur beschilderten Aussatzstelle. Somit sind alle Mücken über das neue Nahrungsangebot informiert und wir können mit der Ackerei beginnen. Der erste Abschnitt führt recht mühsam über einen Feldweg. Auf der Straße wird es dann besser. Noch besser als es mir in ener Autowerkstatt gelingt, unsere Bootswagenräder gefüllt zu kriegen. Fast schade, dass wir ab jetzt kaum noch umtragen müssen! Im Stora Le angekommen steuern wir den ersten Rastplatz für eine Mittagspause an. Von dort darf ich noch die lange Bucht ausfahren, auch wenn die dort geplante Rundtour an einer Mauer endet. Schließlich finden wir erschöpft unser Nachtlager. Bei meinem abendlichen Rundgang habe ich mich über mehrer "Donnerbalken" mit wehenden Papierfahnen geärgert. Offensichtlich haben sich hier gleich ganze Gruppen daneben benommen!
Freitag, 13. Juni:
Heute Nacht habe ich mich tief in meinen Schlafsack verkrochen. Das war ausreichend wenn auch nicht mollig warm. Beim Aufwachen höre ich Regen auf dem Zeltdach. Hoffentlich nur ein Schauer? Auf dem Zeltdach erkenne ich schmelzende Hagelkörner. Wenig später hört es auf, doch rund um unser Zelt liegt noch viel Eis! Erbsengroße Körner haben sich and en Seiten gesammelt. Nach dem Frühstück verlassen wir den Stora Le und folgen der Wegbeschreibung auf der Karte durch den Flötenfjord. Doch da, wo am Ende eine Durchfahrt sein sollte, war nur Wildnis. Also müssen wir auch heute wieder einen großen Umweg und danach ein langes Stück über sehr offenes Wasser fahren. Während wir suchen, sammelt sich über uns ein Gewitter. Kurz bevor es (wieder mit Hagel) über uns hereinbricht, suchen wir auf einer Insel Schutz. Von dort geht es mit Wellen aber nur mäßigem Wind über den Foxen. An einem schönen Rastplatz mit Sandstrand machen wir Mittagspause. Danach kommt auch die Sonne wieder heraus. Doch schon bald schiebt sich von der norwegischen Seite eine neue dunkle Wolke heran. Wir erreichen den angestrebten Platz, freuen uns, dass kein anderes Boot zu sehen ist und beginnen mit dem Ausladen. Wenig später legen zwei Kölner an, die hier schon die letzten nacht verbracht haben. Eigentlich wollten sie noch eine Nacht bleiben, doch dann machen sie sich auf den Weg zu einem der anderen nahe gelegenen Plätze. Schnell steht unser Zelt, da fällt der nächste kräftige Schauer. Über eine Stunde liegen wir lesend im Zelt, bevor es mit Tee und Chili ans Essen gehen kann. Petra ist heute den ganzen Tag kalt, sie bleibt im Zelt, während mir draußen mit Bewegung gut warm wird. Nach dem Abwasch komme ich (bei wieder einsetzendem Nieselregen) sogar noch dazu, meine Haare mal wieder gründlich zu waschen. Trotz des Regens gibt es einen schönen Sonnenuntergang, bevor auch ich ins Zelt krieche.
Samstag 14. Juni:
Etwas verspätet bin ich aufgewacht. Der erste Blick ganz erfreulich: Sonnenflecke auf dem Zeltdach. Doch draußen ein ganz anderes Bild: Viele graue Wolken. Kein einziges Stück blauer Himmel mehr zu sehen. Dazu weht kalter Wind. Also erst mal Tee und Frühstück. Petra kommt dazu und ist recht schlechter Laune. Nach dem Regen gestern hätte sie Sonne gebraucht. Wir brechen auf Richtung Töcksfors. An der Schleuse ist niemand. Nur eine Telefonnummer. Ich rufe an und kann unser Anliegen auf schwedisch verständlich mache. Wenig später kommt ein zweites deutsches Paar dazu. Die Schleuse hat einen gewaltigen Höhenunterschied und es dauert lange, bis wir durch beide hindurch sind. Nach einem kurzen Schauer in der ersten Schleuse, den wir trotz der Gischt des von oben über eine Stufe in die Kammer fallendes Wassers gerade noch wahrnehmen, kommt die Sonne hervor und wir haben wieder einen richtigen Sommertag. So darf es die nächste Woche bleiben! Oben angekommen, gehen wir in den Ort zurück, um unsere Vorräte aufzufüllen. Da wir im erstbesten Laden waren, ist die Auswahl bescheiden; wir werden Montag noch mal einiges besorgen. Dann reicht es bis Wunstorf. Der Töck und der Östen sind wieder hübsche kleine Seen. Vor allem der Töck ist fast durchgehend en schmales Band. Dadurch, dass an beiden Ufern Straßen entlang führen, sind die Ufer als Ackerland aufbereitet. Mal ein ganz anderer Ausblick. An mehreren Stellen führen kleine Straßen mit Drehbrücken über den See. Das Kanalsystem wurde ganz offensichtlich für mehr konzipiert als für die Kanufahrer, die es nun nutzen. Auf halber Strecke steht das Paar von der Schleuse, wir finden einen wunderschönen Platz am Ostende des Östen. Als allerdings abends der Wind nachlässt, kommen reichlich der kleinen Mücken hervor.
Sonntag, 15. Juni:
So sehr habe ich lange nicht gefroren und dadurch auch kaum geschlafen. Morgens um halb acht sind trotz Sonne auch erst 8°. Erst die Bewegung zum Frühstück hilft mir beim Warmwerden. Dann kommen die Mücken: zahllose feine Kriebelmücken. Gleich nach dem Frühstück beginne ich mit Einpacken. Petra frühstückt im Gehen... Als wir auf dem Wasser sind, ziehen wieder dunkle Wolken auf und verfolgen unsere Rundfahrt durch die Buchten des Östen. Eigentlich wollen wir noch einen Zulauf aus Norwegen bis an die Grenze fahren. Doch da wir die Einfahrt verpasst haben und ein Gewitter aufzog, suchen wir an einem der Übernachtungsplätze Schutz. Unter dem Dach der Hütte gibt es Mittag, während es im Hintergrund donnert und vor uns der Regen strömt. Leider habe ich die Isomatte im Boot gelassen. So ist auch der Mittagsschlaf hart und kühl. Als die Sonne wieder scheint, schöpft Petra das Boot aus. Ich schleppe die Gepäcktonnen zurück. Auf dem Weg durch den schmalen Töck werden wir mehrfach von kurzen Schauern überrascht. Kurz vor unserem Ziel donnert es sogar wieder über uns. Doch zum Zeltaufbauen schient schon wieder die Sonne. Petra hat sich geweigert auszusteigen - der Boden sei zu nass und Mücken seien auch wieder zu erwarten. Nach dem Abendessen bemühe ich mich, unsere Trinkwasservorräte wieder aufzufüllen. Dabei bricht mir allerdings der Keramikfilter. Jetzt müssen wir zusehen, dass wir unterwegs ausreichend Trinkwasser bekommen. Sobald der Wind abends nachlässt, tauchen die Mücken wieder auf. Wir sind trotz Abendsonne früh im Zelt. Ich bin auch sehr müde.
Montag, 16 Juni:
Endlich bin ich wieder ausgeschlafen! Zum Frühstück traut sich die Sonne noch nicht über den Bergrücken hinter uns. Dafür gibt es reichlich Mücken. Direkt vor der Hütte brütet ein Rotkehlchenpaar zwischen den Baumwurzeln. Nach einigem Zögern können sie mit uns leben und fliegen eifrig hin und her, um die Jungen zu füttern. Bis zur Schleuse in Töckfors begleitet uns abwechslungsreiches, aber trockenes Wetter. Wir zählen einige entgegenkommende Paddler und rechnen uns aus, dass in dieser Nacht alle Stellplätze belegt sein werden. An der Schleuse müssen wir lange warten, da Schleusenwärterin Anna einen Arzt erwartet. Sie hat eine schmerzende Kristallbildung im Zehengelenk. Während der Wartezeit laufe ich zum Laden und fülle unsere Vorräte auf. Bis wir endlich unten sind, sind fast zwei Stunden vergangnen. Wir steuern einer der Rastplätze für die Mittagspause an. Auch in diesem Teil des Foxen sind heute alle Plätze belegt. Als wir gerade ablegen wollen, kündet dumpfer Donner ein Gewitter an. Also streifen wir die Ponchos über und warten einen kurzen Schauer ab. Als die Sonne wieder scheint, legen wir ab und werden hinter der nächsten Ecke richtig erwischt: ein weiteres Gewitter beschert uns einen anhaltenden Hagelschauer mit erbsengroßen Eiskörnern. Bald stehen unsre Füße bis zum Knöchel in Eiskristallen. Sie werden uns zum Teil bis abends auf dem Boot begleiten. Dem Hagel folgt Regen und gleich darauf eine dritte Gewitterwolke, die wir auch noch abwarten. Mein Poncho beginnt sich aufzulösen (an den alten Klebestellen) und ich bin feucht bis auf die Haut. Beim Lenzen des eisgekühlten Wassers holen wir uns zusätzlich kalte Hände. Schließlich lässt das Donnern nach und wir können endlich unsere Fahrt nach Süden fortsetzen. Immerhin ist der große See jetzt windstill, so dass wir gut voran kommen. Bei leichtem Nieselregenerreichen wir nach 20 Kilometern Bärön, wo erstaunlicherweise sonst noch niemand ist. Der Himmel reißt allmählich auf und wir kochen unter dem Dach. Später setze ich mich noch an die ca. 10 Meter hohe Felskante, doch das Mückennetz über meinem Hut ist für die feinen Gnitzen zu grob und vermittelt so eine trügerische Sicherheit vor den Plagegeistern. Hoffentlich scheint zum Frühstück die Sonne und es weht ein ausreichender Wind, damit wir hier sitzen können!
Dienstag, 17. Juni:
Ich wache früh auf, weil ich mal aus dem Zelt muss. Draußen ist alles weiß - dichter Nebel umhüllt das Zelt. Vom See vor mir ist keine Spur zu erkennen. Als ich um halb acht das zweite mal aufstehe, ist die Sonne schon eifrig dabei, den Nebel aufzulösen. Ich kann gerade die 10 Meter bis zum Wasser sehen. Doch bald setzt sich die Wärme durch und wir bereiten uns mit Sonnencreme und Hut wieder auf einen echten Sommertag vor. Doch schon kurz nach dem Ablegen holt uns die schwedische Wirklichkeit ein: eine dunkle Wolke schiebt sich von hinten heran. Wir können die Regenschwaden sehen, die über das westliche Ufer streifen. Recht lange können wir noch in der Sonne nebenher fahren, dann erwischt ein Ausläufer auch uns. Immerhin: Es bleibt warm genug für T-Shirt und kurze Hose unter dem Poncho. In Lennartsfors werden wir unseren Müll los und lassen uns über die drei Schleusen abwärts tragen. Der Schleusenwärter hat sich für die Kassiererei eine Art Klingelbeutel bebastelt, mit der er von uns kassiert und Quittung und Wechselgeld hinunterreicht. In der Schleuse beobachte ich einen kleinen Fisch, der vom ablaufenden Wasser aus einem Loch gezogen wird und dann Felsstufe für Felsstufe nach unten wandert. Den Lelång paddeln wir diesmal mit wenig Wind und Sonne auf der Westseite. Da die Schleuse länger gedauert hat als erwartet, wird es spät, bis wir den angepeilten Lagerplatz erreichen. Der Platz bietet reichlich Zeltmöglichkeiten und ist erfreulicherweise frei. Kurz nachdem unser Zelt steht, setzt ein kräftiger kühler wind ein - Petra verkriecht sich gleich nach dem Essen im Schlafsack, während ich auf das abendliche Erscheinen von Elchen und Bibern warte.
Mittwoch, 18. Juni:
War natürlich wieder nichts mit Elchen; dafür bekam ich abends einen Ausblick auf die (vielen) Wolken des nächsten Tages. Innerlich war ich so auf ein Aufstehen im Regen gefasst. Doch siehe da, es ist zwar grau in grau, aber trocken. Jedenfalls so lange bis ich in der Schutzhütte den Kocher anwerfe. Dann jagt ein Schauer den nächsten. Zwischendurch frühstücken wir gut geschützt und packen so nach und nach unsere Klamotten zusammen. Das Zelt ist fast trocken, da gibt's den nächsten Schauer. So geht es auch auf dem Wasser weiter. Trotz der Verzögerung sind wir um 10:30 vom Platz weg! Beim Beladen fällt mir auf, dass der Bootswagen auf einem Rad platt ist. In Gustavsfors kaufe ich Flickzeug und eine Auto-Schnellreparatur-Patrone, die vermutlich für den Bootswagen zu stark ist. Der Schleusenwärter hat aber zum Glück auch ein Pressluftgerät. Der Schlauch zeigt nur am Ventil kleine Bläschen. Mit gutem Druck geht es weiter. Im Nacken wieder die Großgruppe mit 41 Personen. Auf dem Västra Silen müssen wir lange nach einem geeigneten Platz für die Mittagspause suchen und werden dabei erneut von einem Schauer erwischt. Dabei beobachten wir einen Fischadler, der einen Fisch in den Fängen hält. Mühsam versucht er, Höhe zu gewinnen und wird dabei so lange von einer Möwe angegriffen, bis er den Fisch fallen lässt. Genussvoll macht die Möwe sich über den Fisch her, bis sie durch unser näher treibendes Boot gestört wird.
Als wir um 15 Uhr weiterfahren, sind wir schon fast an dem für heute vorgesehenen Rastplatz. Daher entschließen wir uns, die Umtragestelle in den Svärdlång noch mitzunehmen. Schon die Anfahrt durch einen kleinen Seitenarm des Silen ist vielversprechend, trotz der drohenden Wolke über uns. Direkt an der Umtragestelle (und Straße) ist ein Rastplatz - aber wohl nur für Notfälle. Wir fahren weiter - zusammen mit einem andere deutschen Paar, die vor uns umgetragen haben. Zum Glück gibt es am Anfang des Sees zwei Rastplätze, beide sind auch frei (wildes Zelten ist hier nicht erlaubt). Jetzt lagern wir auf einer flachen Felsnase mit Panoramablick auf einen langen, schmalen See. Am Platz sind deutliche Spuren eines Brandes, der nicht allzu lange zurück liegt.
Donnerstag, 19. Juni:
Eigentlich könnten wir ja heute schon das Auto erreichen. Aber weil ich mich so schwer von dieser schönen Landschaft trennen kann, trödeln wir etwas. Bei leichtem Nieselregen starten wir spät (Bis dahin hat es kräftig geschüttet). In der Mittagspause (letzte Chance zum Durchstarten) wird es etwas heller - ein schöner Rastplatz ist auch noch frei - so bleiben wir auf dem Svärdlång. Ein Fehler, wie sich nachmittags herausstellt: Statt der Auflockerung bekommen wir schwedischen Landregen satt. Unter dem Tarp lesen wir viel, wobei ich immer wieder die Augen über die schönen Buchten rundum kreisen lasse. Aber auch heute mag sich kein Elch zeigen. So bleibt ein weiterer Tag umgeben vom Singen der Vögel und dem süßen Duft der Kiefernwälder.
Freitag, 20. Juni:
Der Regen hat aufgehört und wir können unsere Sachen weitgehend trocken einpacken. Während wir auf die letzte Umtragestelle zufahren, reißt auch die Wolkendecke auf. Der Ausstieg ist gut markiert, doch dann ist die sonst so vorbildliche Ausschilderung vorbei. Das Kraftwerk wird gerade aufwändig neu gebaut und dabei sind wohl auch die Wege verloren gegangen. Mehrfach suche ich nach dem richten Abzweig zum Laxsjön, bis ich einen kleinen steilen Pfad entdecke. Wie gut, dass unser Boot nicht mehr so schwer ist! Petra bekommt zum Abschluss noch ein paar blaue Flecke, dann sind wir wieder auf dem See, auf dem wir gestartet sind. Allerdings haben wir an diesem Tag noch mal kräftigen Wind. Vorsichtig tasten wir uns aus dem Seitenarm heran. Dann müssen wir die Überfahrt wagen. Obwohl wir den ganzen Tag Südwind haben, dreht dieser ausgerechnet auf dem offenen Abschnitt auf West. So müssen wir mit einer Wind-Seilfähre mühsam gegen die hohen Wellen anpaddeln. Nur langsam drückt uns der Wind die zwei Kilometer bis auf die andere Seite. Dort finden wir ein wenig Schutz hinter einer Halbinsel bevor es noch einmal gerade gegen den Wind zum Friluftsgard geht. 392 wunderschöne Paddelkilometer liegen hinter uns. Wie gut wir uns erholt haben, merke ich auch daran, dass ich trotz der anstrengenden letzten Etappe die Nacht durch nach Hause fahren kann.