Vom Leuchtturm "Hohe Weg", dem Watt vor Bremerhaven und was man sonst so erlebt hat! (05.-08.06.08)
Zu Ohren gekommen sind mir merkwürdige Dinge! Da sollen ein paar Abenteuer lustige Paddler von "Schlicktown" Fedderwardersiel aus zum Leuchtturm "Hohe Weg" wohl ausgerüstet und bestens verproviantiert aufgebrochen sein. Fahrt und Ankunft dorthin verliefen glatt! Boote und Ausrüstung sollen auf dem Ringfundament Platz gefunden haben, während die Schläfer sich auf der oberen Außenplattform breit machten. Alles für ein "Gut's Nächtle" folgte und man machte es sich sehr bequem, genoss die frische Luft, schaute den gleichmütig vorbei rauschenden Wellchen zu, erzählte sich Dönekens und "ließ den lieben Gott einen frommen Mann" sein. Reichlich Proviant in flüssiger und auch fester Form ließ eine gute Stimmung aufgekommen. Der Tag neigte sich dem Ende zu und man ließ es sich nicht nehmen, in den 65. Geburtstag eines Mitpaddlers hinein zu feiern. Nebenbei "entdeckten" sie zu später Stunde ein "Meeresleuchten" - in den Wellenkämmen soll es zeitweilig aufgeblitzt haben. Der Wind wehte zwar etwas frischer und forscher und die Wellen rauschten, aber man versank nach einem anstrengenden Tag in den wohl verdienten Schlaf. Einer meinte, sein Hinterkopf hätte ihm vorm Einschlafen noch so ein paar komische Signale gesendet, aber die Sendestärke sei zu schwach gewesen, um diese noch zu verstehen.
Die Sonne lachte am nächsten Morgen vom Himmel und weckte unsere Sportsfreunde. Mühsam soll man sich aus den Schlafsäcken gequält haben, so der Bericht eines Augenzeugens, als dieser einen ersten Blick über Brüstung nach unten warf und zu seinem Erstaunen das Gestell seines Bootwagens im Watt liegen sah. Ein paar graue Hirnzellen signalisierten ihm Alarmsignale und gemeinsam stellte man verwundert das Fehlen weiterer Gegenstände fest u. a. ein halbes Paddel, ein Teil eines Zeltes, die Räder vom Bootswagen, ein halbes Plexiglas-Trinkglas und "irgend noch etwas"! Wer war das? Hat uns ein Wattwanderer in der Nacht beklaut? Nein, unmöglich, denn der Weg zum Festland ist zu weit und Wasser gefüllte Priele bei Niedrigwasser versperren den Weg! Wer also sonst? Das können nur Geister gewesen sein, so deren abschließende Meinung nach langer Debatte. Dem Schreiber kamen da gewisse Bedenken und der ist eher geneigt, dieses Neptun und seinen Gehilfen -nämlich Wind und Springtide- in die Schuhe zu schieben! Übrigens, die Betroffenen sollen bereit sein, Finderlohn zu zahlen! Liebe Leser, macht euch auf die Suche zwischen Horumersiel und Wilhelmshaven, denn an den zwei nachfolgenden Tagen blies der Wind aus östlicher Richtung.
Es ist Freitag späterer Nachmittag und früher Abend, als weitere Sportsfreunde beim WSV Nordenham eintrafen. Insgesamt 15 Paddler/innen freuten sich auf ein schönes Wochenende, denn die Wetteraussichten verhießen Gutes. Unser Geburtstagskind zeigte sich von seiner allseits geschätzten Spenderlaune. Beim Grillen und flüssigen Verdauungshilfen wurde dem Vorschlag unseres Wanderwarts zugestimmt, am nächsten Morgen um 6:30 h in See zu stechen. Ziel sollte der "Suezpriel" sein. Hin- und Rücktour sollten 44 km betragen - eine Kleinigkeit! Recht pünktlich starteten wir in Nordenham und unter Ausnutzung des Ebbstroms erreichten wir bei Gegenwind bald den Flussabschnitt in Höhe des Airbusgeländes. Gegenwind mit großer Streichlänge bremste das ablaufende Wasser und die Wellenabstände wurden kürzer, die Wellenflanken immer steiler. Reflektierende Wellen von den Kaimauern am linken Ufer und vorbei fahrende Schiffe sorgten für Kreuzseen, die es in sich hatten. Ruhig bleiben, Paddeln, Paddeln und konzentriert diese See durchfahren hieß die Devise. Besonders die beiden Frauen vorn in den Zweiern wurden richtig nass. Erst kurz vor Bremerhaven ließ das "Tanzen" auf den Wellen nach, bis die Windstreichlänge nicht mehr ausreichte, weiter eine hohe Bremswirkung auf das ablaufende Wasser auszuüben. In Höhe der Containerkaje erreichten wir im Vergleich zu vorher ruhiges Wasser. Abstand halten zu den Buhnenköpfen und den Tonnen war nunmehr angesagt, denn die Ebbströmung zerrte gewaltig. Beeindruckend ist die Containerkaje mit ihrer Kapazität, denn während des Tages verließen mehrere Containerschiffe den Hafen und von See liefen neue ein.
Buhne 29 war unser Ansteuerungspunkt, denn davor wollten wir in den "Suezpriel" einbiegen. Vorher überraschte uns im Flachwasser eine plötzlich entstandene Wellenbrecherzone, die durch eigentlich harmlose Schiffswellen entstanden war. Die Wellen brachen wie aus heiterem Himmel über unsere Boote herein. Diese wurden durch die schräg von hinten kommenden brechenden Wellen regelrecht überspült und seitlich versetzt. Wohl dem, der über eine dichte und hoch am Körper schließende Spritzdecke verfügte! Es zeigte sich wieder einmal - im Wattenmeer muss man selbst an idealen Tagen immer mit Überraschungen rechnen. Vorbei an Seehunden, die uns aus sicherem Abstand neugierig beäugten sowie den verschiedensten Seevogelarten erreichten wir bald eine geeignete Landungsstelle.
Pause war nunmehr angesagt - bis die Flut kommt. Es blieb viel Zeit, auf der Sandbank in den Restwassertümpel nach Getier zu suchen. Dwarslöper, Granat und ein paar Muscheln waren zu sehen, aber üppig war das tierische Angebot nicht. Die Tümpel sind durch brechende Wellen entstanden und befanden sich auf den Sandbänken. Hier kann das tierische Leben während der Ebbe nicht sehr umfangreich sein. Etwas weiter entfernt zogen die Containerfrachter sowie ein paar andere Schiffstypen vorbei.
Ein nagelneuer Zweier fuhr das erste Mal in unserer Runde mit! Grund genug, eine Schiffstaufe in passender Umgebung durchzuführen. Auf den Namen "Fortuna" wurde das Kajak zünftig getauft, begleitet von allen guten Wünschen für allzeit gute Fahrt.
Kurz bevor die höchsten Lagen der Sandbank überflutet wurden traten wir die Rückfahrt an, die uns an den ehemaligen Flakstellen Langlütjen II und I zurück nach Nordenham führte. Langsam schob uns die Flut über die Sände. Kurz vor Langlütjen II entschieden sich einige, die Insel zu besichtigen, die anderen setzten ihre Fahrt fort. Langsam merkte man die Länge der Tour. Einigen zwackte es am Allerwertesten, andere hatten Arm- oder Beinprobleme oder waren schlichtweg ein wenig müde! Da half nur eins, Zähne zusammen beißen und durch! Alle unsere "Neulinge" und besonders unser Jüngster (14 Jahre) schafften es - toll wie sie und er das gemacht haben! Die abendlichen Entspannungshilfen ließen die Kräfte in uns langsam wieder wachsen und mutig auf den nächsten Tag schauen.
Die Tour am Sonntag sollte wegen der Heimfahrt für alle ruhiger und weniger anstrengend werden. Mit den Wagen transportierten wir unsere Boote nach Fedderwardersiel, um von dort zum Oberfeuer Langlütjen und der "Bernsteinküste" zu paddeln. Der Ebbstrom trug uns gemächlich hinaus, nur mit den beabsichtigten Abkürzungen klappte es nicht! Die Priele waren schon trocken gefallen und zwangen uns, dem Fahrwasser bis zur Einmündung in die Hauptweser zu folgen. Das Oberfeuer, das aussieht wie ein Spargel, war zwar ständig in der Nähe, aber schien unerreichbar. Nach rund fünf Mehrkilometern war es dann geschafft. Raus aus den Booten, Futtern und Relaxen, Umgebung anschauen, das Oberfeuer bis zur Rettungsplattform besteigen, waren angesagt. Von oben hat man einen sehr schönen Rundblick, so dass wir von dort aus auch den Rückweg quer durch die Sandlandschaft planen konnten. Ach ja, Bernstein, gefunden hat keiner etwas aber früher, ja früher, da sollen "der und der" welche gefunden haben. Aber dann wurde doch noch ein Bernsteinchen gefunden! Die Polizei, dein Freund und Helfer, beäugte uns Gestalten von der Weserseite her recht interessiert. Offensichtlich haben die sich gefragt, wie die da wohl hingekommen sind. Klar, unsere Kajaks lagen hinter den Buhnen und waren nicht gleich zu sehen. Auch diese Pause ging bei schönstem Wetter zu Ende und mit Hilfe der Flut wurden wir über die Sandbänke hinweg ins Fahrwasser kurz vor Fedderwardersiel getragen. Hinter der Einfahrt in den Sportboothafen erfreute uns noch ein ordentlicher Schwall, denn die Flut drängte mit Macht ins Hafenbecken, nur dort stieg der Wasserspiegel nicht so schnell wie außerhalb. Über hohe Schwimmstege quälten wir uns aus den Kajaks, aber was soll's!
Rückkehr nach Nordenham, Kaffee trinken, Klönen, Zeltabbau, Benzinkutsche beladen und Tschüß sagen bis zum nächsten Mal - ein sehr schönes Wochenende lag hinter uns! Danke an den WSV! Danke Christian!!
Die gleiche Fahrt aus anderer Sicht:
Auf Unterweser und Nordsee
Im Fahrtenprogramm des KCStM stand für die Zeit vom 6.6.- 8.6.2008 ein Treffen in Nordenham mit Fahrten auf Unterweser und Nordsee.
Vier Privilegierte unserer Bevölkerung, die nicht am Freitag arbeiten mussten haben sich dann entschlossen eine Vorfahrt mit Übernachtung auf einem Leuchtturm in der Deutschen Bucht durchzuführen. So trafen sich Sieghard, Klaus Christian und ich bereits am Donnerstag mittags in Fedderwardersiel. Schnell waren die Boote beim Budjadinger Segelclub gepackt und gegen 14:00 Uhr ging es bei herrlichem Sonnenschein und leichtem Wind unserem fernen Ziel bei ablaufendem Wasser entgegen. Die ersten Kilometer hielten wir uns noch an die mit Priggen gekennzeichnete Fahrrinne, dann ging es über den Wattrücken direkt auf unseren Übernachtungsort zu. Nach 2,5 Std Fahrt war das Ziel erreicht. Aussteigen und die Boote auf den Anleger des Turmes hieven klappte ohne Probleme. Wir wurden dann mit einem 2 Gänge Menue zum Abendessen von Sieghard überrascht. Der Wind hatte aufgefrischt und bald genossen wir die Einsamkeit in vollen Zügen an der dem Wind abgewandten Seite des Turmnsockels.
Der Tag endete mit einem unbeschreibbar schönen Sonnenuntergang. Als ich wie immer als Erster auf die ca. 4 Meter höhere Turmplattform kletterte lag diese voll Im Wind und ich hatte schon Schwierigkeiten in meinen Schlafsack zu kriechen. Es pfiff ganz schön in dieser Nacht unter freiem Himmel und die Wellen donnerten an den Turmsockel. Am anderen Morgen hatte der Wind nachgelassen und Sieghard wurde mit einem Geburtstagsständchen von uns geweckt. Es war sein 65. Geburtstag.
Beim Packen der Boote zur Rückfahrt kam dann die Überraschung. Es fehlten mehrere Stücke unserer Ausrüstung. Wir hatten die wichtige Regel: "Alles muss auf See belegt werden!" nicht beachtet.(Kurzer Hinweis für Laien: Festbinden heißt seemännisch Belegen.) Es war eine etwas kostspielige Erfahrung. Der Wind hatte eine Paddelhälfte, ein Überzelt, zwei Bootswagenräder und Wasserkanister in die See gerissen. Sieghard fand nur noch eine Hälfte seines Rotweinglases am Turmfuß.
Die Rückfahrt nach Fedderwardersiel verlief ohne Zwischenfälle. Nach Verladen der Boote ging dann die Fahrt mit PKW zum Bootshaus in Nordenham. Die Zelte waren bald aufgebaut und auch die anderen Teilnehmer trafen im Laufe des Tages ein. Abends gab es dann ein Gelage mit vielen Grillspezialitäten, Salaten und Getränken ausgegeben von unserem Geburtstagskind Sieghard.
Am Sonnabend ging es mit den Booten ziemlich früh mit ablaufendem Wasser auf der Unterweser am Containerhafen von Bremerhafen vorbei bis wir bei Tonne B29 in den Suez Priel einfuhren. Im engen Fahrwasser der Weser wurden wir mit unseren Booten besonders bei der Geestemündung vor Blexen ganz schön hin und her geschaukelt. Aber selbst die Anfänger haben diese Strecke ohne Probleme gemeistert. Dann bäumten sich völlig überraschend in dem flachen Wasser des Prieles einige hohe brechende Wellen neben uns auf. Alles ging so schnell, dass ich mein Boot nicht mehr mit dem Bug in die Brecher drehen konnte. So überliefen uns diese Brecher teilweise mit voller Breitseite. Es ging nur noch gegen die Wellen aufzukanten und mit dem Paddel zu stützen. Die Wassertiefe reichte aber noch aus um nicht auf Grund geschlagen zu werden. Wir hatten im Kleinen erlebt wie ein Tsunami entsteht. Nach diesem Schreck ließen wir uns auf dem Sand trockenfallen und warteten auf das auflaufende Wasser. In Gegenrichtung ging es dann wieder nach einem kurzen Abstecher zu der Festungsinsel Langlüttgen zu unserem Zeltplatz zurück. Es war eine anstrengende Tour über 44 km und 7,5 Stunden Fahrzeit. Bewundernswert war, dass Teja als Jüngster mit seinen 13 Jahren und einem durch seine Bauart nicht gut geeigneten Kajak diese Strecke schaffte.
Am Sonntag morgen haben wir dann noch eine kürzere Tour von Fedderwardersiel aus zum Oberfeuer Langlüttgensand unternommen. Auf der Hinfahrt bis zum Trockenfallen mussten wir durch die völlig veränderten Wattflächen einen etwa 5 Kilometer langen Umweg bis zur Tonne F4 am Leitdamm des Schifffahrtweges fahren, aber der Blick vom Turm des Oberfeuers hat uns doch für diesen Umweg entschädigt. Auf der Rückfahrt konnten wir dann viele Seehunde teilweise mit Ihren Jungen gut beobachten. Am Seglerhafen des Budjadinger Segelclubs war noch ein Höhepunkt durch den hohen bei auflaufenden Wasser in der Hafeneinfahrt entstehenden Schwall den alle 11 Boote sehr zur Enttäuschung der zahlreichen Zuschauer sicher durchfuhren.
Ein erlebnisreiches Wochenende haben wir erleben dürfen.103 km wurden mit unseren Booten in einer der letzten urtümlichen Landschaften unserer Heimat zurückgelegt. Auch diese Fahrten waren für mich ein unvergessliches Erlebnis.