Gepäcktour auf der Fulda von Bad Hersfeld bis Guxhagen
und die Überwindung der Sorge vor Kälte
Lange vor Weihnachten war mir klar, dass ich die Gelegenheit nutzen wollte, mit erfahrenen Paddlern die Gepäckfahrt im Januar zu unternehmen.
Bereits im vergangenem Jahr habe ich meine Angst vor dem Meer überwunden und bin reich an herrlichen Bildern von der Nordseetor zum Leuchtturm "Hoher Weg" zurückgekommen, Erinnerungen von denen ich bis heute zehre. Anlass genug, um mich einem neuen Abenteuer zu stellen.
Meine Familie, Freunde und Kollegen hatten dafür wenig Verständnis, wie kann man sich auch nur freiwillig über die gemütliche Weihnachtszeit der Kälte und Gefahren aussetzen. Ein wenig leuchtete Bewunderung und manchmal Missgunst durch, verpackt mit vielen guten Wünschen für die Tour.
Aufmerksam beobachtete ich die langfristige Wetterprognose, es sollte klirrend kalt aber klar und trocken werden. Mit meinem bewährten Schlafsack machte ich in den Tagen vor der Tour bei geöffnetem Fenster nachts Tauglichkeitsübungen und stellte fest, dass meine Ausrüstung und besonders mein Schlafsack für Temperaturen unter -7 Grad nicht geeignet war. Die Outdoor-Läden aus Hannover kannten mich bereits, mit steigenden Temperaturen holte ich mir Rat und zunehmend verwirrende Auskunft darüber, was ich wirklich brauche. Inzwischen weiß ich, dass Komfortwärmeangaben bei Schlafsäcken eine eher willkürliche Angelegenheit sind. Von anderen Sportarten weiß ich allerdings auch, dass unzureichende Ausrüstung dazu führen kann, dass ich den Spaß vollständig verliere. Also wurden in letzter Minute noch einige Anschaffungen getätigt, die sich im nachhinein als hilfreich erwiesen haben.
Mut machten mir in den letzten Tagen die lieben Mails mit guten Tipps von Christian und Thomas nach dem Motto: Überwinde Dich und Du wirst es nicht bereuen.
Noch bei der letzten Routenbesprechung mit Christian, Thomas, Sieghart, Jürgen und Martin am Vorabend in Hann. Münden versuchte ich die Etappen so zu verändern, dass ich mir nachts eine Rückzugsmöglichkeit in mein Wohnmobil offen halten konnte, aber davon wollten "die Jungs" nichts hören.
Mit bangem Gefühl habe ich dick verpackt im Zwiebelprinzip das Wohnmobil in Guxhagen verlassen und dann ging es los.
Und schon im Boot in Bad Hersfeld wusste ich schnell, dass diese Tour zu einem weiteren Highlight in meinem Paddeldasein werden wird. Die ruhige Winterlandschaft in klirrender Kälte hatte einen ganz anderen Charme als die Touren, die ich bei wärmeren Temperaturen gemacht habe. Durch die kurzen Tage im Winter waren die täglichen Etappen eher mit 20 Km kurz, denn bis 16 Uhr musste ein Schlafplatz gefunden, die Zelte aufgebaut und genügend Feuerholz für ein warmes Lagerfeuer gesammelt werden. Die Sonne ging idyllisch unter den Bergen an der Fulda unter, wir haben einen herrlichen Platz am Fluss neben einem kleinen plätscherndem Bach gefunden. Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, wie warm es im Winter an einem guten Feuer werden kann. Der Glühwein und eine stündlich dargebotene Leckerei, gemütliche Atmosphäre, gute Gespräche und dann die nötige Müdigkeit verschafften einen Schlaf, bei dem ich ganz vergessen habe, dass ich eigentlich Angst vor der Kälte hatte.
Die beiden folgenden Tage waren so erlebnisreich wie der erste, es gab Sonne, Wolken und auch Schnee, die anfängliche Unsicherheit wurde durch immer mehr Spaß am Paddeln abgelöst und eines steht fest: Ich war zwar die erste Frau auf der Wintertour, aber es wird gewiss nicht meine letzte Gepäckfahrt im Winter sein!
Mein Dank geht an die "5 Jungs", die in gegenseitiger Ein- und Ausstiegshilfe mitgeholfen haben, dass wir alle die Kenterwäsche in den Packtaschen lassen konnten.
Waltraud Bonekamp