Gefangen im Packeis
… so endete der Versuch einer Warnow-Befahrung im Januar 2002. Ich hatte mich einer Gruppe vom Kanu-Club Steinhuder Meer angeschlossen, die vom 3.-6. Januar zu einer Zeltgepäckfahrt nach Mecklenburg aufbrach.
Bei schönstem Sonnenschein und frostigen Temperaturen bauten wir in Sternberg auf dem Campingplatz die Zelte auf. Nach einer kurzen Stärkung wurden die Autos zum Zielpunkt nach Rostock vorgebracht. Ein Rostocker Paddelkamerad brachte uns gegen Benzinkosten wieder zurück. "Das ist wie das Brücken verbrennen im Rücken - jetzt gibt es kein Zurück!" Richtig angezogen, ein kräftiges Lagerfeuer und der eine oder andere Becher Glühwein - auch bei -10° lässt es sich draußen aushalten. Etwas unangenehmer dann der Wechsel in den ausgekühlten Schlafsack. Doch auch der wurde warm, zumal sich alle auch noch einen Innenschlafsack mitgebracht hatten. Morgens beim Aufstehen schneite es dann gefrorenes Kondenswasser vom Dach des Innenzeltes. Ein bisschen verrückt ist das Ganze schon! Doch der erste Tee ist schnell heiß, die Milch fürs Müsli noch gießbar (wenn auch mit kleinen Eiskristallen) und mit vollem Magen sieht die Welt schon wieder anders aus. Langsam wurde es hell, während wir Zelte, Klamotten, Kochgeschirr und Lebensmittel in die Packsäcke stopften. Wie soll das bloß alles ins Boot passen? Da der See zwischen Campingplatz und Fluss gefroren war, wurden wir vom Platzwart ans Mildenitz Wehr gefahren. Dort stopften wir alles in die Boote und freuten uns über einen Gänseschwarm, der über uns nach Futter suchte.
Endlich startklar - doch leider gab es beim Einsteigen eine Panne: die erste (und letzte) Kenterung. Sofort waren alle Kleidungsstücke steif, auf Paddel, Spritzdecke und Boot bildete sich ein dicker Eispanzer. Trockenreiben, Wechselkleidung an, Warmlaufen, während wir Boot und Paddel wieder einsatzfähig machten. Von der Spritzdecke ließ sich das Eis abklopfen, vom Boot auch. Das Paddel musste im Fluss aufgetaut und dann trockengerieben werden.
Nun endlich begann eine wunderschöne Kleinflussfahrt mit den üblichen Hindernissen. Einzelne Bäume konnten mit den schweren Wanderbooten nicht oder nur mühsam überfahren werden. Da jeder Spritzer auf dem Oberdeck und der Spritzdecke festfror hatten die Boote bald alle eine dicke Eisschicht. Meine sonst nur mühsam aufzuziehende Neoprenedecke war durch das Eis so steif in die passende Form gedrückt, dass sie trotz der Handschuhe einfach zu schließen war.
Zur Mittagspause kamen wir an einen Kanuwandererrastplatz, wo wir genüsslich in der Sonne unsere Brote aßen. Daneben eine Wildwasserstrecke, Trainingsbasis für die Mecklenburger Slalomfahrer (?). Bei dem Hochwasser zum Glück auch über die Hintertreppe befahrbar (die meisten haben umgetragen). Mit der nun langsam sinkenden Sonne nahmen die treibenden Eisfelder allmählich zu. Schließlich bildeten sie eine geschlossene Fläche. Mit mächtigen Schlägen kämpfte Lutz eine Fahrrinne frei, bis auch er nicht mehr weiterkam. Also aus der Rinne herausdrehen (gar nicht so einfach) und eine Verbindung zum Ufer freihacken. Als dann alle sicher über die abschließende Eisplatte gezogen waren, zogen wir die Boote knapp 500 m neben dem Eis her, bis es wieder offenes Wasser gab. Da stand die Sonne schon hinter den Bäumen. Doch wenig später standen wir vor der nächsten Eisbarriere. Auch die wurde umtragen - jetzt schon mit langen Armen, die Boote wurde nicht leichter, sondern durch das Eis immer schwerer. Dann war das Ziel erreicht: ein weiterer Wasserwanderrastplatz. Lutz hatte dort ausreichend Feuerholz deponiert und während im letzten Tageslicht die Zelte aufgebaut wurden (meins war leider im Boot festgefroren und konnte nur mit Mühe aus dem Hinterschiff geborgen werden), entzündeten fleißige Hände das wärmende Lagerfeuer. Schnell hing auch der Hordentopf mit einer kräftigen Suppe darüber. Auch Glühwein war noch ausreichend da. Direkt am Feuer war die Kälte nicht zu spüren. Aber schon begannen die Trinkwasserkanister am Rande des Lichtkreises verdächtig zu klirren.