Fedderwardersiel 2006
18. August: Nach einer anstrengenden Woche sind Christian und ich Freitag Abend um 21:30 in Wunstorf zum Ferienauftakt aufgebrochen. Wegen der unbeständigen Wetterlage wollen wir von Fedderwardersiel aus Tagestouren auf der Nordsee unternehmen. Die ursprünglich geplante mehrtägige Gepäckfahrt ist bei möglichen starken Winden nicht möglich. Kurz vor ein Uhr Morgens erreichen wir den vertrauten Seglerplatz.
19. August: Da wir alle ungeduldig aufs Paddeln warten, brechen wir deutlich vor der errechneten Startzeit auf. Heute soll es von Eckwarderhörne über den Wattrücken Hoher Weg nach Fedderwardersiel gehen. Manfred kennt den Leiter des Badestrands, so bekommen wir die Erlaubnis zum Abladen mit den Autos bis an den Strand zu fahren. Schnelle ist alles geladen - wir brauchen ja nicht viel. Christian und ich ziehen Trockenanzüge an - ein grober Fehler. Statt Wind und Regen gibt es Sonne satt.. Bei nahezu Windstille genießen wir eine herrliche Fahrt aus der Jade. Mit macht die Hitze zu schaffen. Schnelle sammelt sich im Trockenanzug das Schweißwasser, das ich ab und zu durch die Armmanschetten abfließen lasse. Da wir zu früh sind, ist an der Mündung der Kaiserbalje noch kein Watt zu sehen und wir fahren noch einige Kilometer nach Osten, bevor wir eine trockene Muschelbank finden. Dort endlich können wir uns umziehen bzw. ausziehen. Schnell ist in der Sonne alles wieder trocken. Neben vielen anderen Muscheln entdecken wir einige Austern, auch hier beginnen sie, heimische Arten zu verdrängen. Nach einer ausgiebigen Rast brechen wir auf, um den bei Niedrigwasser befahrbaren Rest der Kaiserbalje zu bewältigen. Die Gegenströmung ist nur noch schwach zu spüren, doch bald wird es eng und flach. Der feste Sand- und Muschelboden weicht tiefem Schlick. So können wir auch die Bootswagen nicht einsetzen um den, aus dem Wasser ragenden Teil der Wasserscheide zu überwinden. Wir müssen warten. Anders als im Sand tobt hier im Schlick das Leben: Krabben, Krebse, kleine Fische lassen sich beobachten. Muscheln spritzen ihr Wasser aus. Alles ist ständig in Bewegung - ich weiß gar nicht, so ich hinsehen soll. Allmählich steigt das Wasser wieder - doch dauert es gut zwei Stunden, bis wir die Wasserscheide überwinden können. Im Fahrwasser nach Fedderwardersiel überrascht uns ein leichter Rückenwind, der uns schnell ans Ziel treibt. Voraus über Bremerhaven tobt sich ein Gewitter aus. Wir sitzen lange zwischen Zelten und Auto und erzählen Paddelerinnerungen.
20. August: Das späte Hochwasser verschafft uns viel Zeit. So verbringen wir den Morgen im Hafen. Dort singt ein lokaler Chor für die Sonntagsgäste - wir ergreifen lieber die Flucht und ziehen es vor, das Museum aufzusuchen. Im ehemaligen Zollhaus ist viel über die Entstehung Budjadingens, über das Wattenmeer und seine Tiere, die Fischerei und Be- und Entwässerungssysteme zu erfahren. Auf dem Rückweg kauft Sieghart noch einige Krabben. Um 13:30 können wir endlich aufbrechen. Wegen des unsicheren Wetters soll es wieder einmal zur "Bernsteinküste" gehen. Auf dem Hinweg sitzen wir zweimal auf trocken laufendem Watt auf. Nach einigen Metern zu Fuß geht es weiter. Am Leitdamm angekommen, müssen wir uns neu orientieren. Der Sand scheint sich sehr verändert zu haben. Der Leitdamm kommt erst späte aus dem Wasser, daher lagern wir auf einem Sandrücken am Rand. Immer wieder ziehen kurze Schauer über uns weg, aber es bleibt warm. Sieghart und ich finden einige Bernsteinstückchen, Sieghart sogar ein recht großes. Auf dem Rückweg zieht eine Gewitterfront auf uns zu - mit herrlichem Lichtspiel am Himmel. Gegen den Wind erreichen wir das Hauptfahrwasser und Fedderwardersiel. Wenig später erreicht uns der Regen - über Bremerhaven leuchtet ein schöner Regenbogen. Wieder im Sonnenschein erreichen wir den Hafen. Abends sitzen wir lange bei Rotwein und Krabben im Auto, da es draußen zu feucht ist.
21. August: Noch einmal ist zunehmender Wind angesagt. Wir fahren mit kräftigem Rückenwind, bzw. leicht schrägem Wind über den Langlütjensand zur Festungsinsel Langlütjen II. auf dem Weg dorthin haben wir mit zunehmendem Abstand zum schützenden Ufer mit kräftigem Wellengang von schräg hinten zu tun. Vor allem Manfred muss mit dem Helmi viel gegensteuern. Die künstliche Felseninsel besteht ringsum aus glatten Betonplatten, an denen sich die Wellen brechen. Nur auf einer Seite ist auf den Überresten des alten Anlegers ein kleiner sandiger Streifen geblieben. Weil das Anfahren wegen der Wellen trotzdem mühsam ist, fahre ich mit dem PE-Boot mit Schwung vor und kann so die anderen hochziehen. Die gerade verkaufte Insel ist ein einziges Festungsgelände. Die Gewölbe sind aus Ziegelsteinen aufwändig in neugotischer Bogenbauweise gemauert. An vielen Stellen sind Wände oder Deckenbereiche eingestürzt, aber die Grundbauweise ist noch gut zu erkennen und zu begehen. Verteidigt wird die Insel heute vor allem von Kormoranen und Austernfischern, die uns lautstark beschimpfen. Als das Wasser zu fallen beginnt, machen wir uns auf den Rückweg - nun genau gegen den Wind der weiter Richtung West gedreht hat. Wir kommen nur langsam voran und müssen am Ende sogar wieder durch das Watt laufen, weil das Wasser schon weg ist. Zum Abendessen gibt es Pellkartoffeln mit frischem Matjes und anschließend noch einmal Krabben. Da Sieghart und Manfred Morgen früh zurück wollen, sucht Christian für uns einen Abschnitt der Unterweser heraus, doch das Wetter ist beim Aufstehen so unfreundlich, dass auch wir nach Hause fahren.
Thomas