Elbe Oktober 2005
23. Oktober: Da ich Sonntag noch bis mittags arbeiten musste, wurde die Anfahrt etwas lang. In Torgau trafen wir auf Sieghart und Wilfried, die schon eine Stadtbesichtigung hinter sich hatten. Nach dem Boote Umladen wurde es bald dunkel. Trotzdem fanden wir den eingetragenen Zeltplatz bei Schmilka. Von diesem ist allerdings nur noch der Name der Bushaltestelle geblieben. Das alte Rezeptionshaus stand offen, so schliefen Christian, Sieghart und Wilfried darin. Petra und ich konnten die Bequemlichkeit unseres Autos nutzen.
24. Oktober: Da wir in Schmilka keine Gelegenheit gesehen hatten, das Auto für die Woche zu parken, fuhren wir nach Bad Schandau zurück. Dort setzten wir unter der Brücke ein, das Auto steht gegen Gebühr am Elbufer. Trotz leichten Nieselregens genossen wir die Fahrt entlang des Elbsandsteingebirges. Die mächtigen Felsen des Liliensteines und der Bastei markierten das Ufer. Kurz vor Wehlen genossen wir den Zeltplatz des VKD Dresden. Als die Zelte standen und der ärgste Hunger gestillt war, machten wir uns noch einmal zu Fuß auf den Weg zurück zur Bastei. Im aufkommenden Abendnebel wirkten die Felsen noch beeidruckender. Mit dem Einsetzen der Dunkelheit waren wir wieder am Platz. Der Regen hatte Geduld bis wir mit Kochen und Essen fertig waren. Zum Rotwein zogen wir uns bewährt in Christians Zelt zurück.
25. Oktober: Die zweite Tour führte uns nach Dresden. In der Nacht hatte es kräftig geregnet. Zum Frühstück hörte es auf und auf dem Wasser kam bald die Sonne heraus. So konnten wir endlich die leuchtenden Herbstfarben am Ufer genießen. Auf dem Wasser begegneten wir immer wieder Schwärmen von Gänsen auf der Durchreise (Eine große Weide mit vielen Tausend hatten wir schon auf der Herfahrt vom Auto aus gesehen). Nach 23 Kilometern landeten wir zum zweiten Mal beim Kanuclub Dresden, diesmal am Bootshaus in Dresden selber. Ein Vereinsmitglied schloss uns das Gelände auf, so dass wir in der Nachmittagssonne unseren Tee genießen konnten. Gut gestärkt gingen Sieghart, Petra und ich zu einer ersten Erkundung in die Innenstadt. Mit der Straßenbahn erreichten wir das Zentrum. Petras Informationen aus dem Reiseführer halfen, das Gesehene einzuordnen. Der Himmel wurde immer freundlicher. Vor der untergehenden Sonne kreisten Tausende von Dohlen und Krähen über uns. Vom Turm der fast fertig gewordenen Frauenkirche genossen wir einen herrlichen Rundblick im Abendlicht. Zu unseren Füßen wurde fleißig an Tribünen und Pflastersteinen gearbeitet, damit bis zum Wochenende zur Eröffnung alles fertig wird. Später trafen wir uns vor der Semperoper mit Christian und Wilfried, um gemeinsam essen zu gehen. Unserer gemeinsame Bestellung des sächsischen Schweinebratens überforderte die Küche - es gab nur noch zwei Portionen. Zurück am Zelt überkam uns die Müdigkeit und ich bin schnell eingeschlafen.
26. Oktober: Nach weiterem kräftigem Regen in der Nacht hatten wir am Morgen klaren Himmel und Sonne. Für den Vormittag hatten wir uns eine Stadtführung vorgenommen, die wir allerdings wieder nur zu dritt wahrnahmen. Mit einigen frauenfeindlichen Anspielungen erklärte uns der Reiseführer bei einem Rundgang die wichtigsten Bauten. Der Zwinger hat seinen Namen von dem Bereich zwischen den Stadtmauern, wo die Feinde am leichtesten zu bezwingen waren. Als dann dort die Orangerie gebaut wurde, weigerten sich die Dresdner einen neuen Namen (noch dazu französisch) zu lernen. Die Semperoper ist die zweite, nachdem die erste aufgrund ihrer anfälligen Gasbeleuchtung abgebrannt war. Der Entwurf für die zweite lag schon fertig in der Schublade als der Auftrag kam, da das heutige Gebäude eigentlich in München stehen sollte. König Ludwig ist jedoch das Geld ausgegangen.
Nach einer knappen Bratwurst kehrten wir zurück zum Bootshaus. Dort standen Wilfried und Christian schon paddelschwingend an gepackten Booten. Der Wind hatte stark zugenommen und kam erstmals aus Nordwest - so mussten Petra und ich kräftig arbeiten, um den Canadier voran zu bringen. Da wie immer bei Gegenwind alle schneller fuhren, wurden wir immer wieder abgehängt. Kurz vor Radebeul, unserem Ziel, entdeckte ich am Ufer einen fast durchgenagten Baum - eindeutige Bissspuren eines Bibers. Der Platz beim Kanuclub war sehr schön - kaum saßen wir vor den Zelten hörte auch der Wind wieder auf. Recht früh lagen dennoch alle im Schlafsack.
27. Oktober: Morgens lag ich schon lange wach. Bei strahlend blauem Himmel genossen wir unser Frühstück - erstmals auch ich mit Mütze. Beim Packen der Boote zog sich der Himmel ganz schnell dunkel zu. So fuhren wir die ersten zehn Kilometer unter dichten Wolken. Kurz vor Meißen lösten sich die Wolken genauso schnell wieder auf, wie sie gekommen waren. Mit wunderbarem Licht konnten wir unter Schloss und Dom durchfahren. Ohne Wind kamen wir viel leichter voran, so standen wir schon kurz nach 15 Uhr auf dem Gelände des WSV Riesa. In der untergehenden Sonne trocknete Zelte und Handtücher schnell wieder. Ein herrlicher Spätsommertag - noch immer sitzen wir barfuß und im T-Shirt bei 18° im Schatten!
28. Oktober: Noch so ein wunderbarer Herbsttag! Zum Frühstück und beim Beladen der Boote umschwamm ein Biber den Anleger des Vereins. Wir kamen früh aufs Wasser (9:30) und von Anfang an schnell vorwärts. Die Berge haben hier endgültig die Elbe verlassen. Die herbstlich bunten Auwiesen und -wälder boten aber genug Abwechslung. Mehrfach wurden wir von Kranichen und Gänsen überflogen. Mittags musste die Sonnencreme wieder heraus, obwohl wir die Sonneneinstrahlung bei leichtem (Rücken-!)Wind kaum spürten. Bald zeichnete sich ab, dass wir die geplante "wilde" Übernachtung übergehen und direkt bis Torgau fahren würden. Nach dem Mittagessen entdeckte Christian einen Seeadler und wenig später einen Fischadler. Dazwischen trafen wir auf Falken, wunderbar in der Sonne leuchtende Milane, einige zurückgebliebene Stare und viele andere Vögel. Trotz der langen Etappe von 49 Kilometern waren wir schon kurz nach 15 Uhr in Torgau. Mit Sieghart holte ich gleich noch den Bus aus Bad Schandau nach, so dass wir am Rückreisetag etwas entspannter fahren können. (Leider hat sich die Mehrheit trotz des schönen Wetters gegen eine weitere Etappe ohne Gepäck elbabwärts entschieden). Das Wetter ist viel zu schön zum Aufhören!
30.10. Was tut man wenn man nach einer Woche noch nicht genug hat? Weiterfahren! So sind Christian, Vladi und ich am Sonntag noch einmal unterwegs - wieder auf heimischen Gewässern. Der letzte Abschnitt der Leine, den ich noch nicht kenne führt mitten durch Hannover. Daher starten wir etwas mühsam am steilen Ufer unter der Koldinger Brücke. Noch einmal spätsommerliches Wetter mit klarem blauen Himmel, Sonne satt und Temperaturen um die 20°! die ersten Kilometer bis zum Paddelclub Niedersachsen kenne ich noch vom letzten Jahr. Wenig später muss das erste Mal umgetragen werden. Das neu gebaute Döhrener Wehr hat leider keine Bootsgasse bekommen. Mit einem Wildwasserboot wäre es durchaus fahrbar gewesen. Bei hohem Wasserstand dürfte sich aber ein kräftiger Rücklauf bilden. Es folgt ein ruhiger Abschnitt entlang des Maschsees. Neben uns Jogger, Inline-Fahrer und Radler, die uns durch das bunte Laub kaum wahrnehmen. Die Farben an den Bäumen mischen sich mit ihrem Spiegelbild auf dem Wasser, das durch darauf schwimmende Blätter dreidimensional geworden ist. Einfach nur schön!
Für die zweite Umtragestelle am Landtag brauchen wir die Bootswagen. Es geht durch einen Tunnel unter der großen Kreuzung hinduch, dann bei den Göttinger Sieben wieer aufs Wasser. Die kleine Pforte steht offen, so dass wir die großzügige Treppe benutzen können. Vorher gibt es einen Imbiss in der Sonne.
Entlang des Landtags und durch die Stadt fließt die Leine recht munter mit der Ihme zusammen. Ab dem Zusammenfluss müssen wir kräftiger paddeln, das Wasser ist wieder gestaut - diesmal am Herrenhäuser Wehr. Eine mächtige Wehranlage, die bei höherem Wasserstand vorsichtig angefahren werden sollte. Jetzt können wir kurz vor der Wehrkante auf der Mittelinsel austeigen und kurz ins Unterwasser umtragen.
Unterhalb des Wehres sehen wir mehrere Eisvögel, kaum zu glauben, dass die Leine mitten durch Hannover fließt! Auf dem letzten Abschnitt wird mir so warm, dass ich auch das T-Shirt unter Deck verstaue und Ende Oktober mit freiem Oberkörper paddele, damit es nicht zu warm ist.
Thomas Gleitz