Ein Wochenende am Jadebusen
Am 9. Mai 2003, einem sonnigen Freitagnachmittag, trafen sich Vlady und ich bei Christian zu einer Kajakfahrt auf dem Jadebusen.
Nachdem das umfangreiche Gepäck und die Boote verstaut waren, ging es in flotter Fahrt auf der B6 und Autobahn in Richtung Varel. Leider sind die Autofahrten zum Einsatzort immer wesentlich länger als die mit dem Kajak zurückgelegten Strecken.
Am Ortseingang in Varel erwartete uns Mike vom Kanu Club Flotwedel als 4. Teilnehmer und gemeinsam fuhren wir weiter zur Vareler Schleuse, die den Hafen gegen den Tidenhub schützt.
Unsere Zelte bauten wir auf dem weitläufigen Parkplatz des Segelvereins Varel auf, und der abendliche Besuch bei dem Schleusenwärter ergab, dass die Tore der Schleuse jeweils ca. 45 min vor und nach Hochwasser geöffnet sind. Der Blick in den Gezeitenkalender zeigte Hochwasser in Wilhelmshaven für den 10 Mai um 7:30. Gezeitenunterschied zur Vareler Schleuse Plus 15 min., also Hochwasser in Varel ca. 7:45 . Unsere Abfahrtzeit wurde also auf 8:30 festgelegt.
Nach einer ruhigen Nacht im Zelt wecken um 6:30, kurzes Frühstück und Packen der Boote. Immer wieder ein spannender Augenblick. Bekommt man die vielen Kleinigkeiten auch verstaut? Aber auch diesmal klappt alles reibungslos. Pünktlich setzen wir die Boote in das Hafensiel und fuhren durch die noch offenen Schleusentore auf den Jadebusen hinaus. Unser Ziel, der Leuchtturm Arngast, lag sichtbar vor uns in der Ferne. Bei dem ablaufenden Wasser mussten wir uns an das, mit Pricken gekennzeichnete Fahrwasser des Vareler Tiefs halten, und so ging es mit Kurs Nord Ost im weiten Bogen auf unser im Norden liegendes Ziel zu. Wir mussten erst mal prüfen, wann die Steinschüttung neben dem Turm trocken fällt und so den Ausstieg aus den Booten erlaubt, um dann auf den Turm zu kommen. Nach ca. 2,5 Stunden Fahrt kamen wir an den Turm und sahen, das Aussteigen und ein Ablegen der Boote auf dem Turm war möglich. Dann ging es weiter in Richtung Wilhelmshaven durch das Vareler Fahrwasser nach Nord West bis zum Eckwarder Unterfeuer. Auf der Feldbalje fielen wir außerhalb der Schutzzone 1 trocken und warteten auf den Tidenwechsel. Mehrere Seehunde umkreisten den von uns besetzten Wattrücken und wollten offensichtlich auch unseren Rastplatz belegen. Diese dummen Hunde begreifen nicht, dass die ausgewiesenen Robbenschutzgebiete nur wenige Hundert Meter südlich für Sie reserviert sind und von den müden Paddlern gar nicht betreten werden dürfen. Hier ist noch von den Tierschützern viel intensive Aufklärungsarbeit bei den Tieren notwendig.
Zurück am Leuchtturm bereitete sich jeder das Abendessen vor, denn eine Abfahrt war jetzt erst wieder bei Niedrigwasser möglich. Wir waren auf dem Turm gefangen. Abends kamen uns noch einige Boote besuchen, denn ein Priel führt bis an den Turm heran. Auch ein Boot der DLRG erkundigte sich nach unserem Wohlbefinden.
Später versuchte eine in der Dunkelheit riesig erscheinende Möwe auf meinem Liegeplatz zu landen. Ich weiß nicht wer sich mehr erschrocken hat? Die Möwe oder Ich?
Bald war ringsherum ein Geknarre und Gekreische. Es hatten sich mehrere Dutzend Möwen auf den Steinen niedergelassen und hielten offensichtlich eine Protestversammlung gegen uns Eindringlinge ab. Erst um 24:00 Uhr verschwand der Spuk mit lauten Gekreische und Geflatter in der Weite der See.
Die Stimmung dieser Nacht kann man nicht beschreiben. Die exakt abgegrenzten Sektoren des Leuchtfeuers strahlten rot, grün , orange und gelb unter dem sternfunkelnden Nachthimmel. In der Ferne blinkten die Lichter von Wilhelmshaven. An diesen Orten auf See ist die sogenannte Lichtverschmutzung unseres Lebensraumes noch sehr gering und somit alle Farben wesentlich intensiver. Es blieb uns aber wenig Zeit diese Stimmung zu genießen.
Die Erbauer hatten in der senkrechten Wand ein Rohrstück eingemauert. Einziger Festpunkt der uns sehr half den Turm bei steigendem Wasser zu verlassen.
Das auflaufende Wasser trieb uns schnell dem Festland zu und als wir die Schleuse in Varel wieder erreichten waren die Tore noch geschlossen. Aussteigen , Boot und Gepäck verladen und Rückfahrt war nur noch Routine.
Ein erlebnisreiches Wochenende war vorbei.