Barum - Pfingsten 2007
Frei nach dem Schlager, "Das kann doch einen Seemann (Kanuten) nicht erschüttern…" treffen sich dieses Jahr die wahren Paddlerinnen und Paddler zum traditionellen Pfingsttreffen in Barum (Elbmarsch). Weder Gewitter mit teilweise Haselnuß großen Hagelkörnern noch Regenschauer aber auch mit sonnigen Abschnitten schrecken uns nicht ab, die Nähe zum Wasser und anderer Flüssigkeiten zu suchen.
Barum ist hierfür ein wirklich idyllisch gelegener vom DKV anerkannter Platz der Hamburger Kanuten. Bei geringer Belegung reichen die Sanitäranlagen aus. Unschön ist der 50-Cent-Schlucker-Duschautomat, der das Geld einsackt aber kein warmes Duschwasser liefert. Bei Reklamation gibt es das Geld fairer Weise zurück. Unser Glück ist, das eine 30-köpfige Schulklasse im letzten Moment absagt; so bleibt uns die Idylle erhalten.
Die Neetze mit ihren Nebengewässern laden zu stressfreien unterschiedlich langen Touren ein - im "Freistaat Fischhausen" können z. B. jede Menge "Treibstoff" nachgetankt werden, um anschließend durch die frühsommerliche Landschaft mit ihrer abwechslungsreichen Fauna zu gleiten. Teilweise glaubt man, im Spreewald zu sein und danach geht der Blick über weite Wiesenlandschaften oder in die Gärten der teilweise sehr schmucken Häuschen. Wunderschöne Gartenanlagen erfreuen das Auge. Viele Kanadagänse ziehen über das Wasser und zeigen vor uns Menschen wenig Scheu. So oder ähnlich muss es im Paradies sein - nur wird man dort auf Gänsebraten verzichten müssen.
Höhepunkt ist die Elbefahrt. Über die Dörfer und durch reizvolle Endmoränenlandschaft fahren wir mit dem Auto teilweise an der Elbe entlang nach Neu Darchau. Das Einsetzen an der Sportbootrampe bereitet keine Probleme und schon geht es Elbe abwärts. Bis zur Wiedervereinigung ist dieses Elbestück Grenzgebiet. Kein Verbauen der Landschaft verschandelt die ursprünglich wirkende Flusslandschaft. An manchen Stellen schauen Häusergiebel über den Deich. Ansonsten begleitet uns Natur pur und nur die Buhnen erinnern an menschliche Eingriffe in dieses Gewässer. In den Buhnenfeldern leuchten Sandstrände hervor und laden zum Verweilen oder Baden ein. Ab und zu taucht ein Sportboot auf oder liegt vertäut in einem Buhnenfeld. Erst ein leerer Schubverband erinnert daran, dass wir auf einer Bundeswasserstraße paddeln. Viele Buhnenköpfe ragen aus dem Wasser und lassen damit erkennen, dass die Elbe ihren mittleren Wasserstand nicht erreicht hat. Voll abgeladene Frachtschiffe nehmen daher den Weg über den Elbe-Seiten-Kanal, um nach Berlin oder nach Tschechien zu fahren.
Nach unserer kurzen Mittagspause setzt Regen ein und in der Ferne grummelt ein Gewitter, was uns zum Glück nicht erreicht. Unterhalb von Boizenburg kommt uns der Kohlenraddampfer "Kaiser Wilhelm" Umwelt verschmutzend entgegen. Eine lange tiefschwarze Rauchfahne quillt aus dem Schornstein. Früher fuhr dieser Dampfer auf der Weser um dann nach Lauenburg verkauft, von einem dortigen Verein überholt, an Wochenenden und an besonderen Tagen auf der Elbe herum zu schippern. Nostalgie pur - alte Technik zum Anfassen, aber kostenmäßig im heutigen Wirtschaftsleben keine Chance mehr zu haben, lässt solche Geräte zu Museumsschiffen werden. Hohnstorf ist unser Endpunkt. Eine sehr schöne Strecke von 32 km liegt hinter uns. Ein dickes Lob gilt unserem 14-jährigen Gast Nils Bode, der heute seine erste Paddeltour im Einer-Kajak mit Bravour bestanden hat.
Pfingsten ohne Eimerbowle ist kein Pfingsten! Der Eimer kann gar nicht groß genug sein, denn der süffige Inhalt findet uneingeschränkt Zustimmung. Von überall her tauchen immer wieder Weinflaschen und Dosenfrüchte auf - ein nie enden wollender Strom an köstlicher Flüssigkeit und süßsauerer Frucht! Gut geschützt unter Planen und in einer windstillen Ecke einer Wiese gelegen hält man es abends lange aus! Auch die Wiederholung am nächsten Abend aus einem 4-Liter-Bonbonglas lässt Müdigkeit nicht aufkommen. Am Pfingstmontag unternimmt eine kleinere Gruppe noch eine Tour in der Elbmarsch, während der Unterzeichner froh ist, seinen Zeltfaltwagen einigermaßen trocken zusammen falten zu können, denn auf seiner Rückfahrt setzt bereits kurz vor Lüneburg erster Regen ein.
Wo es gemeinsamen Spaß und Freude gibt, kann auch Ärger nicht ausbleiben! Es bereitet immer wieder einigen der Fahrtteilnehmer größte Schwierigkeiten, zum gemeinsam vereinbarten Starttermin um 10:00 Uhr abfahrbereit zu sein. So kommt es immer wieder dazu, dass die Pünktlichen (auch verärgert) in die Paddel greifen bevor die Letzten startklar sind. Die logische Konsequenz kann nur sein, früher aufzustehen und je nach Gruppengröße, Einstiegsmöglichkeit und Leistungsfähigkeit der Teilnehmer etwa 30 Minuten früher bereits mit dem Besteigen der Boote zu beginnen. Dieses ist machbar und nur eine Frage der Disziplin, oder? Ja, ja - Kajakfahrer sind und bleiben Individualisten, nicht wahr?! Auch dieses soll uns laut obigen Schlager nicht "erschüttern" - aber zum Nachdenken anregen.
Ahoi!