Alstergrachtenfahrt 05.10.19
In diesem Jahr müssen Frank und ich am Brückentag arbeiten und deshalb auf die Teilnahme an Jans Emsland-Tour verzichten. Auf der Suche nach einer interessanten Tagestour als kleinen Trost stoßen wir auf die Alstergrachtenfahrt des VFL 93 Hamburg. „Rundkurs durch die schönsten Kanäle über die Alster bis in den Hafen hinein“, das Ganze über eine Strecke von 23 km, hört sich prima an, wir sind dabei!
Planmäßig kommen wir kurz vor acht Uhr morgens, 1,5 Stunden vor Start, in der Barmbeker Straße an. Noch ist das Clubgelände nicht übermäßig belebt, wir werden sehr nett empfangen und über umliegende Parkmöglichkeiten informiert. Nach Abladen und Umparken ist genug Zeit für leckere Frühstücksbrötchen und Klönen mit einigen der ca. 300 Mitpaddler, auch Stephan trifft noch ein.
Vor dem gemeinsamen Start gibt es einige Anweisungen über das Verhalten an den Schleusen - insgesamt 4 Schleusungen stehen uns bevor - sowie im Hafen, bevor sich der Pulk pünktlich gegen 9.30 h in Bewegung setzt.
Vom Goldbekkanal, an dem sich das Gelände des VFL 93 befindet, führt die Strecke zunächst nordwärts in den Leinpfadkanal, bevor es nach einer 180-Grad-Schleife Richtung Süden zur Außenalster geht. Wir stellen fest, dass „Vielparteienhäuser“ und „sehr schicke Wohnlage“ kein Widerspruch sein müssen. Ein wenig Regen wird mit einem prächtigen Regenbogen versüßt, für den Rest der Fahrt ist Wasser von oben dann kein Thema mehr.
Wir durchqueren die Außenalster in Richtung Süden und kommen unter der Kennedybrücke hindurch in die Binnenalster. Der Sonnenschein zaubert einen weiteren tollen Regenbogen an der großen Fontäne.
Wir genießen den Rundumblick und bewegen uns weiter in Richtung Kleine Alster. Nun sind wir mitten in der Innnenstadt und haben Rathausschleuse und kurz darauf nach Durchfahren des Alsterfleets die Schaartorschleuse vor uns. Für uns eine ganz neue Erfahrung, mit etwa 100 Mitpaddlern eine Schleusenkammer komplett zu füllen!
Wir verlassen die zweite Schleuse, um den spannendsten Teil der Fahrt zu starten: die Runde durch den Hafen! In diesem Fall: westwärts in den Niederhafen bis zur „Rickmer Rickmers“, hier einmal wenden, zurück zum Ausgangspunkt und von dort aus südöstlich über Binnenhafen und Nikolaifleet wieder zur Schaartorschleuse.
Hört sich eigentlich unspektakulär an, aaaber:
Erst einmal schon der Anblick! Was soll man zuerst bewundern, die Stadtansicht inklusive Elbphilharmonie, die großen Segler oder den mächtigen Schaufelraddampfer?
Dann ist auf jede Menge Verkehr zu achten, vor allem die Barkassen haben anscheinend viel Zulauf bei dem tollen Wetter und verursachen beachtliche Kabbelwellen. Zeitweise fühlen wir uns wie zu Hause hinterm Wilhelmstein!
Ein wenig Probleme gibt es beim Ausmachen der richtigen Streckenführung. Zwar haben Frank und ich endlich ein paar „Begleitboote“ des Gastgebervereins ausgemacht und gerade mitbekommen, wo die Wendemarke ist – eben bei der „Rickmer Rickmers“ -, doch ob man den Rückweg nun rechts oder links an dem nächsten liegenden Großen namens „Cap San Diego“ vorbei antreten soll, erschließt sich uns nicht, und wir folgen einfach der Mehrheit. Die sammelt sich kurz danach neben dem Schaufelraddampfer. Eigentlich kein schlechter Plan – ausgerechnet jetzt setzt sich jedoch das Schaufelrad unmissverständlich in Bewegung, woraufhin dann doch ein eher ungeordneter Rückzug in Richtung Binnenhafen folgt.
Wir fahren erst einmal an der Schleuse vorbei zum Binnenhafen, während eine weitere Gruppe unserer Mitpaddler diese gerade verlässt und die Niederhafenrunde noch vor sich hat. Die Runde durch den Nikolaifleet verläuft im starken Kontrast zu dieser sehr ruhig und bietet Aussicht auf schöne alte Gebäude.
Noch ruhiger wird es dann rein paddeltechnisch vor der Schaartorschleuse, wo wir diesmal mächtig lange auf die Durchfahrt warten müssen. Nebenbei bekomme ich etliches an weitergegebener Manöverkritik unter unseren Gastgebern mit. Offenbar hat sich die Hafenpolizei über die wilde Undiszipliniertheit der Paddlertruppe beschwert.
Nach den zwei Schleusungen sind wir froh, endlich wieder zum Paddeln zu kommen, und fahren diesmal nach Kleiner und Binnenalster am langen östlichen Ufer der Außenalster in Richtung Norden. Inzwischen geht es auch hier lebhaft zu, jede Menge Segler und andere Wassersportler genießen die Sonne. Wir machen Pause beim Hamburger Kanu Club und attestieren der dort angebotenen Kartoffelsuppe besondere Köstlichkeit.
Ein netter Mitpaddler spricht uns auf unsere Grönlandpaddel an, und die nächsten km tauschen wir Paddel durch. Zu unserem Erstaunen hat er seinen Kodiak mit einem kurzen WW-Paddel kombiniert, mal was Anderes!
Auf dem Feenteich drehen wir eine 360-Grad-Runde zurück zur Außenalster, da wir morgens einem Aushang am Clubhaus entnahmen, dass Uhlenhorster Kanal und Hofwegkanal gesperrt sind. Später stellt sich heraus, dass dieser Aushang noch vom letzten Jahr dort hängt und sich längst erledigt hat! So kommen wir nicht über die erwähnten Kanäle, sondern erst über den Langen Zug in den Osterbekkanal, bevor wir über Barmbeker Stichkanal und Stadtparksee in den Goldbekkanal und zurück zu unserem Startpunkt kommen.
Wir erledigen erst einmal das Umziehen und Aufladen, bevor wir die Fahrt mit Kuchen, Grillgut und noch einer Menge netter Klönschnacks ausklingen lassen. Unsere Erwartungen bezüglich eines interessanten, abwechslungsreichen Paddeltags wurden jedenfalls voll erfüllt, und wir kommen sicherlich wieder!
Heike